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Ernst Barlach (1870-1938)

Ernst Barlach

Ernst Barlach wurde am 2. Januar 1870 in Wedel geboren. Den Großteil seiner Kindheit verbracht er in Ratzeburg.
Nach dem Kunststudium an der Kunstgewerbeschule Hamburg von 1888 bis 1891 schloss sich ein Studium an der Kunstakademie in Dresden bis 1895 als Meisterschüler bei dem Bildhauer Robert Diez an. Es folgte ein zweijähriger Aufenthalt in Paris, wo er hauptsächlich mit schriftstellerischer Arbeit beschäftigt war.

Ab dem Jahr 1897 arbeitete Barlach zunächst als freischaffender Künstler. 1901 zog er zurück in seine Geburtsstadt Wedel und begann mit ersten dramatischen Versuchen. Auch schuf er vor allem Kleinkeramik für die Töpferwerkstatt Mutz in Altona. 1905 war er für ein halbes Jahr durch Vermittlung von Peter Behrens als Lehrer an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen (Westerwald) tätig.

Im Jahr 1906 unternahm Barlach eine Reise nach Russland; die Eindrücke des russischen Bauerntums und der Volkskunst sollten in ihrer Gestaltungsweise seine Skulpturen zukünftig beeinflussen. 1907 stellte Barlach im Frühjahrssalon der Berliner Secession die von Richard Mutz ausgeformten farbigen Terrakotten Russische Bettlerin mit Schale und Blinder russischer Bettler aus. Ab 1909 war Barlach Stipendiat in der Villa Romana in Florenz.

Bereits Barlachs frühe Arbeiten setzen sich mit dem Menschen, seinen Lebensbedingungen und seinen Haltungen zum Leben auseinander. Ab 1910 nahm er regelmäßig an Ausstellungen der Berliner Secession, des Sonderbundes und beim Kunstsammler Paul Cassirer in Berlin teil. Seit diesem Jahr lebte Barlach in Güstrow (Mecklenburg), wo er sich nach seinen Bedürfnissen ein von Adolf Kegebein entworfenes Atelier und Wohnhaus am Inselsee bauen ließ. Hier entstanden seine Hauptwerke. Besonders beschäftigte er sich nach seiner Einberufung 1915 zum Landsturm mit dem Erlebnis "Krieg". 1925 wurde er Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München.

1922 wurde in Kiel das erste Ehrenmal "Schmerzensmutter" eingeweiht. Das Ehrenmal für die Gefallenen "Der Schwebende" im Güstrower Dom entstand 1927. In "Der Schwebende" soll Barlach die Gesichtszüge seiner Künstlerkollegin Käthe Kollwitz verarbeitet haben. Bereits ein Jahr später wurde vor der Kieler Universitätskirche der "Geistkämpfer" aufgestellt. 1929 folgte das Ehrenmal im Magdeburger Dom, 1931 das Hamburger Ehrenmal.

Durch seine Unterschrift unter den Aufruf der Kulturschaffenden vom 19. August 1934 bekundete er, dass er zu des Führers Gefolgschaft gehörte. Dieser Schritt des Künstlers trug zu einer lang andauernden ambivalenten Rezeption seines Lebens und seines Werkes bei.

Der Entwurf einer Pietà für Stralsund kam 1932 wegen Anfeindungen aus nationalsozialistischen Kreisen nicht mehr zur Vollendung. Die gegen Barlach entfachte Rufmordkampagne führte 1934 zur Magazinierung des Magdeburger Ehrenmals, 1937 zur Entfernung des Kieler "Geistkämpfers" und des Güstrower Ehrenmals, das 1941 eingeschmolzen wurde. Freunde hatten einen Zweitguss angefertigt und versteckten die Skulptur bis zum Kriegsende. 1938 folgte die Entfernung des Reliefs "Trauernde Mutter mit Kind" vom Hamburger Ehrenmal und der erzwungene Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste. Mehr als 400 seiner Werke wurden als "entartete Kunst" aus öffentlichen Sammlungen entfernt. 1937 belegte ihn die Reichskammer der Bildenden Künste mit einem Ausstellungsverbot.
Im Alter von 68 Jahren erlag Barlach am 24. Oktober 1938 in der Rostocker St.-Georg-Klinik einem Herzinfarkt. Er wurde in Ratzeburg begraben.

2016-10-13

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