Industriegeschichte Ludwigsfelde

3.1.9.1 Zu Aufbau und Aufgaben der Qualitätssicherung

Autor: Dr. Carl-Heinz Bertram

Die Technische Kontrollorganisation (TKO); TKO-Leiter

Die Technische Kontrollorganisation - TKO - war die für die Sicherung der Qualität eingehender Ware und fertiggestellter Produkte zuständige Struktureinheit. Der TKO-Leiter war dem Leiter des Betriebes zunächst (bis zur Bildung der Kombinate) direkt unterstellt.
Die TKO gliederte sich intern in Bereiche, die den Fertigungsbereichen zugeordnet waren und drei weitere Bereiche: die Wareneingangskontrolle, das Technische Büro und die Materialprüfung/Werkstoffprüfung.
Dem Technischen Büro war die Messtechnik (Feinmessraum, physikalische Messtechnik) zugeordnet, wie auch (wohl aus persönlichen Gründen) die Lackkontrolle.
Im Rahmen einer Strukturänderung wurden Wareneingangskontrolle und Materialprüfung/Werkstoffprüfung später zu einem Bereich vereinigt.

Kombinatsbildung
Mit Gründung der Staatlichen Qualitätsinspektion (SQI)- Staatliche TKOLeiter

Im Zusammenhang mit der Kombinatsbildung wurde das Unterstellungsverhältnis der TKO-Leiter geändert: es erfolgte nämlich die Gründung der Staatlichen Qualitätsinspektion (SQI), einer dem ASMW (Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung) der DDR unterstellten Behörde. Dem Leiter der Staatlichen Qualitätsinspektion des Kombinates waren alle TKO-Leiter der zum Kombinat gehörenden Betriebe fachlich unterstellt. Sie nannten sich nun Staatliche TKO-Leiter und mussten keine fachlichen Weisungen des Betriebsleiters oder Kombinatsdirektors mehr befolgen.

Überbetriebliche Arbeitsgemeinschaft „Werkstoffprüfung“

Mit der Kombinatsgründung hat die TKO des Automobilwerkes, des Stammbetriebes also, auch zentrale Aufgaben innerhalb der einzelnen TKO der Kombinatsbetriebe wahrgenommen. So wurde z. B. vom Bereich Werkstoffprüfung des Stammbetriebes eine überbetriebliche Arbeitsgemeinschaft „Werkstoffprüfung“ geleitet, in der die Werkstoffprüflabore der einzelnen Kombinatsbetriebe vertreten waren. Diese Arbeitsgemeinschaft war aus einer früher gebildeten Arbeitsgemeinschaft „Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung“ zur VVB Automobilbau gehörender Betriebe hervorgegangen.
An ihren Aufgaben ist die TKO des Automobilwerkes gewachsen. Möglicherweise war die Wareneingangskontrolle eine der ersten, zumindest innerhalb der DDR, die die Betriebe der Zulieferindustrie vor Ort inspiziert hat, um möglichen Fertigungsfehlern am Entstehungsort vorzubeugen oder bei der Beseitigung von Fehlern, die bei der Kontrolle oder der Verarbeitung der Teile im Automobilwerk erkannt wurden, am Entstehungsort mitzuwirken. Die Vorteile einer solchen Arbeitsweise liegen auf der Hand: fehlerhafte Ware kommt beim Hersteller erst gar nicht zur Auslieferung bzw. die Beseitigung von in Ludwigsfelde erkannten Fehlern erfolgt sehr stringent.

Inspektorengruppe der Wareneingangskontrolle zur Inspizierung der Zulieferindustrie vor Ort

Die Aufgabe wurde von einer zu diesem Zweck gegründeten Inspektorengruppe innerhalb der Wareneingangskontrolle, bestehend aus Ingenieuren, vorgenommen. Sie war mit so genannten Serienkontrollfahrzeugen anderer DDR-Fahrzeughersteller oder -importeure (Robur, Barkas, …) ausgestattet, um die erforderliche Mobilität kostengünstig zu gewährleisten.
Rückschauend ist festzustellen, dass das Prinzip, die Zulieferindustrie zu kontrollieren, durch das heute stattfindende Auditieren der Zulieferbetriebe auf hohem Niveau weltweit perfektioniert und standardisiert worden ist.

2022-11-16