Industriegeschichte Ludwigsfelde

3.1.3.1.1 W50 Entstehungsvorgeschichte in Werdau

Autor: Autorenkollektiv

Im März 1962 forderte Walter Ulbricht auf dem VII. Deutschen Bauernkongress einen
allradgetriebenen LKW der 3,5 t-Klasse für die Landwirtschaft. Die neu gebildeten LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) benötigten für die nunmehr große Flächenwirtschaft dieses Fahrzeug als Grundausstattung.
In Werdau erfasste Betriebsdirektor Kohl die Situation sofort und versicherte in einem Brief an Walter Ulbricht, dass Werdau diese Forderung erfüllen und auch in wenigen Wochen Funktionsmuster zur Verfügung stellen kann.
Der Parteivorsitzende legte noch während des Kongresses, ohne Abstimmung mit der
Staatlichen Plankommission und dem Landwirtschaftsministerium fest, dass Werdau
sofort handeln soll.
Nach Tag- und Nachtarbeit stand ein Funktionsmuster W 50 nach 4 Wochen zur Vorführung bereit.
Am 18.4.1962 wurde das Fahrzeug in Potsdam-Bornim einem erlauchten Kreis von Ministern und Staatssekretären von den Werdauern vorgestellt. Alle Gegenargumente wurden entkräftet und der Bau des LKW beschlossen.
In einer ungeheuren Kraftanstrengung wurden bis zum 15. September 5 weitere Fahrzeuge gebaut, um das Fahrzeug noch 1962 in der Landwirtschaft erproben zu können. Für die Serienreife wurde nun das 2. bis 4. Quartal 1962 festgelegt. Alle Werdauer waren hoch motiviert, sahen sie doch jetzt eine echte Perspektive für ihr Werk.
Am 21.Dezember 1962 fasste, zur großen Enttäuschung der Werdauer Autobauer, der Ministerrat den Beschluss, den LKW W50 im Industriewerke Ludwigsfelde zu bauen. Die SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) sah sich wegen der Konzentration der PKW-Produktion (Trabant) in ihrem Bezirk außerstande die Voraussetzungen für eine große LKW-Produktion im Bezirk zu schaffen.
Am 17. Juli 1965 verließ der erste NKW W 50 das Montageband in Ludwigsfelde.

2022-08-18