Industriegeschichte Ludwigsfelde

3.1.2.2.7 Werkzeug-, Vorrichtungs- und Sondermaschinenbau

Autor: Klaus Grosch

Lageplanausschnitt mit den Hallen 2, 8, 10 (östlich Halle 3), 11, 13 und 98 (östlich Halle 11)

und den Objekten 36 (südlich Halle 11), 71 (nördlich Halle 2), 157 (westlich Halle 11), 182 (östlich Halle 11) und 183 (westlich Halle 11)

 

In den Volkseigenen Betrieben der DDR hatte die Eigenfertigung von Werkzeugen und Vorrichtungen zwangsläufig eine große Bedeutung, da es nur für allgemein einsetzbare Fertigungsmittel (z.B. Bohrer, Fräswerkzeuge, Reibahlen  und Schleifwerkzeuge) zentrale Hersteller gab. Alle bauteilgebundenen Werkzeuge (z.B. Schmiedegesenke, Abgratschnitte, Umformwerkzeuge und Schnittwerkzeuge für die Blechbearbeitung) und Vorrichtungen (z.B. Vorrichtungen für die Zerspanung und Schweißvorrichtungen) mussten im eigenen Werk konstruiert und hergestellt werden. Lediglich für Großumformwerkzeuge für die Blechbearbeitung (z.B. zur Herstellung von Karosserieteilen z.B für das Fahrerhaus) existierte mit dem VEB Formenbau Schwarzenberg ein zentraler Hersteller.

Das galt auch in gleichem Maße für die Herstellung von Sondermaschinen, was im IWL schon zu Zeiten der Triebwerksfertigung eine große Bedeutung hatte. Deshalb wurde schon Mitte der 50-er Jahre die der Hauptabteilung TV (Haupttechnologie) unterstellte Abteilung TVB („B“ steht für Betriebsmittel, die umgangs-sprachliche Bezeichnung der Fertigungsmittel) stark ausgebaut für die Konstruktion, Fertigung und Wartung  von Werkzeugen, Vorrichtungen und Sondermaschinen. Von der Größe und Bedeutung her hatte TVB (Rothe, später Papprosch) eher den Status einer Hauptabteilung, denn sie bestand aus den drei Säulen mit Abteilungscharakter:

   -  Konstruktion der Fertigungsmittel (Hayn, später Mathies)

  -  Fertigung, Wartung und Reparatur der Fertigungsmittel, einschließlich Werkzeugschleiferei (Großgebauer, ab 1961 Gundlach)

  -  Sondermaschinenbau, Konstruktion  (Neumann) und Fertigung

 Die Konstruktion und die Werkstätten für die Hertsellung und Wartung der Fertigungsmittel waren von 1952 bis in die Mitte der 60-er Jahre ausschließlich  in Halle 11 untergebracht. Außerdem befanden sich in den einzelnen Produktionshallen kleine Werkstätten für die operative Wartung von Fertigungsmitteln, die TVB unterstellt waren. Die Werkzeugschleiferei befand sich im nordwestlichen Seitenschiff der Halle 2.

Mit Bildung der teilweise eigenständigen Betriebsteile wurden 1962 die Konstruktion und die Fertigung der Werkzeuge und Vorrichtungen für die Schmiede aus TVB ausgegliedert und dem Betriebsteil III (Schmiede) zugeordnet. Der Sondermaschinenbau (TVB/S) hatte mit der Konstruktionsabteilung (Neumann) und der Fertigungswerkstatt seinen Sitz in Halle 8.

Ab 1963 war im Zuge der Vorbereitung der W50-Fertigung und mit Beginn der W50-Fertigung 1965 eine Erweiterung der Kapazitäten erforderlich, die bauliche und strukturelle Veränderungen nötig machten.

Die Abteilung TVB wurde aus der Hauptabteilung TV ausgegliedert und als Hauptabteilung TF (später jedoch TR benannt, da man die Fertigungsmittel in Rationalisierungsmittel umbenannt hatte) dem Direktor für Technik direkt unterstellt. Nach 1980 wurde die Hauptabteilung TR in einen Fachbereich umgewandelt, ebenso wie die Hauptabteilung TV.

Westlich der Halle 11 wurde mit dem Objekt 36 ein Konstruktionsgebäude errichtet, so dass die Abteilung Sondermaschinenkonstruktion (bestehend aus 4 Gruppen)  übergangsweise nach Halle 11 umziehen konnte, denn die Hauptabteilung TA benötigte im Zuge der erforderlichen Erweiterung die gesamte Halle 8. Später wurde die Sondermaschinenkonstruktion endgültig im nordöstlichen Seitenflügel der Halle 2 untergebracht.

Für die Sondermaschinenfertigung wurde in der 1966 errichteten Halle 13 Fläche zur Verfügung gestellt.

Östlich der Halle 11 wurde mit dem Objekt 98 eine zusätzliche Fertigungstätte für TR errichtet. Außerdem wurden in den dezentralen Objekten 10 (Halle 10 östlich von Halle 3), 71 (Kleberaum nördlich Halle 2), 157 (Härterei westlich Halle 11), 182 (Werkstatt und Lager östlich Halle 11) und 183 (Gebäude für Klimaanlage westlich Halle 11) Fertigungsstätten für TR eingerichtet.

Mit den Objekten 84 (Lagerfläche) und 292 (Palettenreparatur) erhielt TR in Großbeeren zusätzliche Räume außerhalb des Werkes.

In den Hallen der Fertigungsbereiche wurden die Reparaturstützpunkte von TR personell und materiell ausgebaut. Hier ist besonders die Werkstatt für die Wartung der Großumformwerkzeuge in der Presserei der Halle 142 zu erwähnen.

 

 

2022-11-02