Industriegeschichte Ludwigsfelde

2.2.1 Beschluss IWL

Autor: Manfred Blumenthal

Mit dem Ende der Demontage aller Fertigungseinrichtungen und anschließender Sprengung der Fertigungshallen der Daimler-Benz Motoren GmbH 1948 gab es am Industriestandort Ludwigsfelde/Genshagen keinen bedeutenden Arbeitgeber mehr. Die Arbeitsuchenden Bewohner im ehemaligen Einzugsbereich des Motorenwerkes pendelten überwiegend nach Berlin/Westberlin. Dem wollten die Kommunalpolitiker entgegenwirken und forderten von der Regierung Ostdeutschlands/DDR* eine erneute Industrieansiedlung.
Auf dem Gebiet der 1949 gegründeten DDR erfolgte der Aufbau eigener Streitkräften u.a. mit Bildung einer Seepolizei. Für die benötigten Torpedoschnellboote gab es auf dem Gebiet der DDR keinen Motorenproduzenten, ein Import war nicht möglich. Die Regierung beschloss eine eigene Fertigung und forderte eine Kopie des bewährten Schiffsdieselmotortyps Mercedes-Benz 518.
In einem Schreiben des Leiters des Büros für Wirtschafsfragen Stoph vom 03.12.1951 an den Minister für Maschinenbau Ziller wurde der Bau eines Werkes bis zum 1. Quartal 1953 für 100-150 Motoren angewiesen.
Stoph hielt einen Regierungsbeschluss für erforderlich.

Dafür wurde 1951 das Projekt M77 geplant, Thema: Großmotorenfertigung. Als Standorte standen zur Diskussion:
Raum Frankfurt/Oder
Raum Finow/Eberswalde
Raum Zittau
Raum Nisky
Raum Brand-Erbisdorf
Eine Begründung für die Wahl des dann ausgewählten Standortes Ludwigsfelde ist nicht auffindbar, jedoch ist dem Entwurf eines Regierungsbeschlusses vom 19.01.1952 der Ort Ludwigsfelde, Kreis Teltow, vorhandenes Industriegelände, zu entnehmen.
Das Ministerium fordert in einem Schreiben an die Deutsche Investitionsbank vom 31.01.1951 die Eröffnung eines Kontos über 10 000 DM für den VEB Kraftmaschinenbau Ludwigsfelde.
Bereits am 23.03.1952 wurde ein technologisches Gutachten zum Vorentwurf für die Industriewerke Ludwigsfelde beraten.
Das Ministerium für Maschinenbau teilt dem Ministerium des Innern mit, dass mit Wirkung vom 01.03.1952 der Betrieb VEB Industriewerk Ludwigsfelde konstituiert worden ist.
Die Begründung für die spätere Umbenennung in VEB Industriewerke Ludwigsfelde ist nicht auffindbar.


(siehe auch Bundesarchiv Signatur DG 3/3200 und 3/3201)
DDR* Deutsche Demokratische Republik

2022-10-21