Archäologie der anhaltischen Fürsten

Grabung am Pohlsberg 1904

Eine frühe Grabungsaktivität am Pohlsberg im Jahre 1904

Aufgrund des Kiesabbaus an dieser Stelle war diese markante und mächtige Geländeerhebung (40x18 m, 4m Höhe) frühzeitig bedroht. Glücklicherweise konnte 1904 auf Anregung des 1877 gegründeten Bernburger Geschichts- und Altertumsvereins eine Ausgrabung unter Leitung Paul Höfers, einem der seinerzeit führenden Fachleute auf dem Gebiet der Archäologie, durchgeführt werden. Er hatte sich bereits bei der Ausgrabung des Schneiderberges bei Baalberge drei Jahre zuvor einen Namen mit seiner sehr präzisen und seinerzeit fortschrittlichen Ausgrabungsmethode gemacht. Besonders trifft das auf seine gezielte Beobachtung der Lagerungsverhältnisse zu. Dies trug ganz wesentlich zur Klärung der zeitlichen Verhältnisse unterschiedlicher archäologischer Gruppen bei.

Demnach errichteten die Träger der sogenannten Baalberger Kultur (4100-3600 v. Chr.) in der mittleren Jungsteinzeit diesen Hügel zum Schutz des in seinem Zentrum erbauten Steinplattengrabes. Noch während der Jungsteinzeit, also in den nächsten 2 Jahrtausenden erfolgten Nachbestattungen, und zwar durch: die Bernburger Kultur (3200 - 2700 v. Chr.), die Kugelamphorenkultur (3100-2700 v. Chr.) und die Schnurkeramische Kultur (2800 - 2200 v. Chr.).

Den Hügel benutzte dann mehr als 1000 Jahre später, also um 1000 v. Chr., die Bevölkerung der späten Bronzezeit erneut als Bestattungsplatz. Hier handelt es sich um die im Gegensatz zu den in der Jungsteinzeit üblichen Körperbestattungen um die in dieser Zeit üblichen Brandbestattungen in Urnen. Ein besonderes Fundensemble dieser Zeit aus dem Pohlsberg stellt das reich ausgestattete Schwertgrab dar: Es befand sich als sekundäre Bestattung in einer ausgeräumten Steinkiste der Jungsteinzeit. Bemerkenswert ist das eigentümliche (hochschlanke) Tongefäß mit Deckel, das neben der Asche des Toten (der so genannte Leichenbrand) eine Reihe interessante Funde barg. Das Schwert, ein sogenanntes Griffzungenschwert, weist Bezüge zu Mykene auf. Weiter finden sich 8 Bronzeringe, 6 Knöpfe und je 1 Pinzette, Tüllenmeißel und Nadel.

Interessant, aber keineswegs ungewöhnlich ist, dass dieser Grabhügel auch in seinen randlichen Bereichen archäologische Fundstellen verschiedener nachfolgender Perioden erbracht hat, welche einen Bezug zur Begräbnisstätte vermuten lassen.

2016-10-13

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