Marmorpalais

Kamin mit Vestalinnen-Darstellung

Der Kamin im Ankleidezimmer wurde von dem bedeutenden, in Rom tätigen Mosaizisten und Steinschneider Giacomo Raffaelli (1753-1836) gearbeitet und gehört zu den insgesamt zehn von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800) für den preußischen König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) in Rom erworbenen Marmorkaminen. Im Gegensatz zu dem ebenfalls von Raffaelli gearbeiteten Kamin in der Parolekammer sind an dem hier vorgestellten Stück statt der Porphyrplatten Mosaike und statt der Mosaike ovale Medaillons mit weißen Marmorreliefs getreten. Die Mosaike der Pilasterschäfte zeigen einen aus einer Vase groteskenartig aufsteigenden Blütenständer, in der Mitte auf der einen Seite durch eine lachende, auf der anderen durch eine ernste Maske unterbrochen. Über seiner obersten Blüte fliegt ein Schmetterling. Auf den Mosaiken der Frieszone sitzen auf jeder Seite antithetisch angeordnete Greifen, deren Schwanz in einer Ranke ausläuft, mit erhobener Vorderpfote vor einem Kandelaber, ein in der römischen Kunst nicht seltenes Motiv. Völlig unabhängig von den Darstellungen auf den Mosaiken variieren die Reliefmedaillons das Thema Vestakult. Auf den beiden Reliefs links und rechts außen ist jeweils eine Vestalin wiedergegeben, kenntlich an ihrer in dieser Form unantiken, nonnenhaften Kopfverhüllung. Die eine ist stehend mit einer Art Schale, die andere laufend, in ihrer Körperhaltung der Flora Farnese ähnlich und mit einem Feuer in ihrem Gewandbausch dargestellt. Auf dem Relief in der Mitte sind alle sechs Vestalinnen vor dem Bild der thronenden Vesta mit Szepter und männlicher Figur auf der Rechten um das heilige, auf einem Altar brennende Staatsfeuer versammelt. Sie bringen Hölzer herbei und legen die Scheite nach, um die Flammen am Leben zu erhalten. Die Vestalin, als Hüterin des Feuers war als antikisierendes Motiv offensichtlich an Kaminen beliebt.

Dank des Erdmannsdorffschen Ankaufs besitzt das Marmorpalais eine einzigartige Sammlung italienischer Kamine des Frühklassizismus aus der Zeit um 1790. Deren Bedeutung wird noch dadurch gesteigert, da die Beispiele im Berliner Schloss und im Schloss Charlottenburg durch Kriegseinwirkungen vernichtet sind.

Sepp-Gustav Gröschel

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Marmor

Measurements ...

Hauptmaß: Höhe: 138.00 cm Breite, Deckplatte Sims: 190.50 cm Tiefe, Deckplatte Sims: 23.00 cm

Created ...

... Who:

... When:1790 [circa]

Literature ...

  • Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1997, Potsdam 1997.