Neues Palais

Diana und Endymion

Diese mythologische Szene zeigt die Begegnung der antiken Mondgöttin Diana mit dem Hirten Endymion. Dargestellt ist der schöne, halbnackte Jüngling Endymion, mit einem Hirtenstab als Schäfer ausgewiesenen, im Mondlicht in der Natur ruhend. Diana schwebt mit weit geöffneten Armen auf ihn zu. Die Mondsichel, die ihr Haupt bekrönt, weist sie als Mondgöttin aus, während Bogen und Köcher mit Pfeilen, Attribute der jungfräulichen Jagdgöttin Diana sind. Der Sage nach, verliebte sich Diana in den Hirten Endymion und ließ ihn durch Zeus in einen ewigen Schlaf versetzten. Jede Nacht besucht sie daraufhin ihren Geliebten, dabei unterscheidet sich je nach antiken Autor, ob Diana und Endymion eine physische Verbindung eingehen oder eine keusche Liebe pflegen.

Ein besonderer Reiz in der Darstellung dieser Begegnung liegt in der nächtlichen Stimmung und der Umkehr des herkömmlichen Mann-Frau-Verhältnisses, da sich hier die Frau dem Mann nähert. Das Bildthema diente auch als Allegorie der keuschen Liebe. In der Malerei der Barockzeit erfreute sich dieses Motiv großer Beliebtheit, wie auch viele andere Liebesszenen mit mythologischen Göttergestalten. Mit diesem Bildthema steht ein ganz eigener Aspekt der Liebe im Fokus, wie es in vielen Gemälden in der Sammlung Friedrich II. der Fall ist. Bereits 1773 wurde das Gemälde zusammen mit anderen weiblich konnotierten Bildthemen in die sog. Prinzesswohnung im Neuen Palais in Potsdam gehängt. Ab 1784 war es im Fürstenquartier des Neuen Palais zu sehen.

Der Galeriedirektor Friedrichs II. in Sanssouci, Matthias Oesterreich, erfasste das Gemälde erstmals 1773 in der Beschreibung der Gemälde von Sanssouci und des Neuen Palais als ein Werk des italienischen Malers Francesco Trevisani. 1771 wurde unter Vermittlung des Kunstagenten Jacques Trible (Triebel) eine Darstellung von „Diana und Endymion“ von Carlo Maratta für 1800 Rthl. erworben. Sollte es sich dabei um dasselbe Gemälde handeln, hätte Oesterreich es erst nach dem Ankauf Trevisani zugeschrieben.

Wahrscheinlich befand sich das Gemälde zuvor in der Sammlung des Bankiers und Schatzmeisters der Akzise, Charles-Philippe César. Der als Privatsekretär des Prinzen Heinrich von Preußen, Bruder von Friedrich II., tätige César war selbst Kunstsammler und fungierte darüber hinaus auch als Kunstagent für den König. Friedrich Nicolai beschreib knapp das Gemälde aus der privaten Sammlung des Direktor César 1769 in „Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten“. Erst im 20. Jahrhundert erfuhr es durch Georg Poensgen die Zuschreibung an den Italiener Antonio Balestra. Betrachtet man das lichte Kolorit und die durch fein vertriebene Farben gewonnene Plastizität der dargestellten Körper, weist diese „Diana und Endymion“ Darstellung große Ähnlichkeiten zu Werken Balestras auf. Beispielhaft sind dafür „Die Begegnung von Telemachus und Calypso“ (Milwaukee Art Museum, USA) sowie „Juno und Argus“ (Privatbesitz).

Befindet sich im Neuen Palais.

Franziska Ratajczak

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

ohne Rahmen: Höhe: 147.00 cm Breite: 200.00 cm

Painted ...

... Who:

[Relationship to location] ...

Italy 

Literature ...

  • Nicolai, Friedrich: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten, Berlin 1769.
  • Eckardt, Götz: Die Gemälde in der Bildergalerie von Sanssouci, 4. Aufl., Potsdam-Sanssouci 1990.
  • Oesterreich, Matthias: Beschreibung aller Gemählde, Antiquitäten und anderer kostbarer und merkwürdiger Sachen, so in denen beyden Schlößern von Sans-Souci, wie auch in dem Schloße zu Potsdam und Charlottenburg enthalten sind, Berlin 1773, Nachdruck, Potsdam 1990.