Der preußische Grenadier

Porträt Hans Joachim von Zieten

Hans Joachim von Zieten (1699-1786) war eine legendäre Gestalt. In preußischen Diensten seit 1715, war ihm der Sieg in der Schlacht bei Torgau im Siebenjährigen Krieg zu verdanken. Gleim hatte der Freundschaft und den Musen einen Tempel geweiht, dessen Wände sich im Laufe der Zeit mehr und mehr füllten. In einem Brief an Zieten definierte er den Kreis der hier versammelten als: Persönlichkeiten, die „durch Kriegs- und Friedenstaten sich verdient gemacht“ hatten (28.12.1780, zit. nach Kat. Freundschaftstempel 2000, S. 190). Der Sammler beließ es nicht bei solchen Andeutungen, sondern bat den alten Reitergeneral ganz unverwandt um ein Porträt, genauer um jenes, das er im Atelier der Dorothea Therbusch gesehen hatte. Er hatte tatsächlich eine gewisse Berechtigung, auf Zietens Großzügigkeit zu rechnen, denn er hatte bei Zieten etwas offen. Der Sohn des Reitergenerals, Friedrich Emil, hatte soeben durch den Domsekretär Gleim eine Pfründe am Dom erhalten. Im Jahr 1781 oder spätestens im Januar 1782 hatte er das erbetene Porträt in Händen, jedoch nicht von der Therbusch, sondern von deren Schüler Heinrich Franke gemalt. Gleim vermerkte sehr wohl, dass sich Zieten hier an den Domsekretär gerichtet hatte, und nicht an den Dichter der Kriegslieder. Er klagte, „dem Dichter der Kriegslieder“ habe „noch keiner unsrer Helden Dank gesagt für seine Lieder“. (vgl. Kat. Freundschaftstempel 2000, S. 190). Hierin wurde er durch ein Ehrengeschenk Zietens Lügen gestraft – ein feiner Spazierstock samt Knauf mit der Widmung „Dem alten preußischen Grenadier“ #. In den letzten Lebensjahren Zietens widmete Gleim dem Veteranen zwei Gedichte: „Der König und Ziethen 1785.“ Separatdruck Magdeburg 1785, ½ Bogen; Grabgesang, als Ziethen zur Ruhe ging. Halberstadt 1786, ½ Bogen.

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

79 x 63 cm (mit Rahmen 88,2 x 71,5 x 3,5 cm)

Was depicted (Actor) ...

... Who:

Painted ...

... Who:

Literature ...

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt
  • Körte, Wilhelm (1811): Johann Wilhelm Ludwig Gleims Leben. Aus seinen Briefen und Schriften. Halberstadt
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt]
  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, .... Halberstadt
  • Niemann, Ludwig Ferdinand (1824): Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben. Halberstadt
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig