"... und deutsches liest er nicht."

An Johann Christoph Frisch, 1787

Druckbogen zu Oden [Berlin: Friedrich Maurer] 1787, 8°

Das Gedicht auf Porträts oder Porträtisten war ein im 18. Jahrhundert sehr geläufiges Genre. Der intensive Umgang mit dem Bildnis hat sich auch in der Dichtung niedergeschlagen. Gleim hat dieses Thema in etwa einem Dutzend Gedichten gestaltet. Die Porträtähnlichkeit kommt dabei mehrfach zur Sprache und so auch hier. Häufig kommt außerdem zum Ausdruck, dass das Porträt eines vorbildlichen Mannes zur Nachahmung anregt. Frisch war einer der profiliertesten Maler im damaligen Preußen. Der Anruf "An Frisch" nimmt dann Bezug auf die jüngst stattgehabte Audienz und die Krankheit, die den König damals offenbar schon deutlich gezeichnet hatten.
Diese Dichtung rührt an die Grundsätze von Gleims Königsverehrung. Der Verehrte scheint über die Sphäre des Menschen hinausgehoben, denn er wird als nicht körperlich hinfällig gedacht. Die Audienz mag Gleim auch das Menschsein Friedrichs II. (vielleicht schmerzlich) zu Bewusstsein gebracht haben.

Mahl ihn, o Du, mein Frisch, daß jeder, der ihn siehet,
Das ist er! Spricht, und ohne Dankgebet,
In welchem gutes Herz von wärmster Andacht glühet,
Dem Bilde nicht vorüber geht!

Mahl ihn, den Göttlichen! Du hast ihn scharf gesehen
In’s Adleraug‘, in’s gute beste Herz!
Ihn sehend stand auch ich! So möchte‘ ich ewig stehen,
Dacht ich, und fühlte tiefen Schmerz!

Dein größtes Meisterstück soll Wassersucht verderben?
Gicht? Blutsturz? Fieber? Schlagfluß? böse Luft?
O Töpfer! Solch Geschöpf? Was sollen da die Scherben,
In der verschloßnen Todtengruft?

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

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Prussia 

Literature ...

  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen