"... und deutsches liest er nicht."

Wachsstatuette Friedrichs II. von Preußen

Die Wachsplastik war ein einst blühender Zweig der Bildhauerei. Gerade für Statuetten oder Medaillons war Wachs (nicht nur für den Entwurf) als bildhauerisches Material geläufig, im lebensgroßen Format indes in erster Linie in dem volkstümlichen Gewerbe des Wachsfigurenkabinetts. In ihrer extremen Lebensnähe stimmt die vorliegende Statuette mit den zahlreichen bezeugten lebensgroßen Panoptikumswachsfiguren des Königs überein. Vermutlich dürften auch Wachsfiguren Friedrichs II. im Statuettenformat einst in größerer Zahl existiert haben, doch ist derzeit kein weiteres Exemplar nachweisbar. Als Urheber der Figur kommen die in Berlin um 1780 nachweisbaren Wachsbossierer Johann Wilhelm Kolm (1716-1793), Friedrich Weber, C. Ludwig Koppin (Küstrin 1737- nach 1789) J. G. (Joh. Georg?) Schlett oder Georg Fohler in Frage. Der bekannte Bildhauer Johannes Eckstein (1736-1817 Havanna), von dem Friedrich-Büsten aus Wachs bekannt sind, strebte nach einer Idealisierung und ist daher mit der vorliegenden Statuette nicht in Verbindung zu bringen.
Die Entstehung dieser altersgebeugten Darstellung zu Lebzeiten Friedrichs II. darf als sicher angenommen werden. Sie ist in dessen letzte Lebensjahre zu datieren, etwa um die Zeit von Gleims Audienz (1785). Nach dem Tod des Königs lösten sich die Künstler vom Typus des ‚Alten Fritz‘ und strebten nach einer hinsichtlich des Alters allgemeineren Darstellung. Mit anderen Worten: Posthum wurde der König im Porträt wieder jünger.
Die Porträtstatuette als Gattung fand erst im 19. Jahrhundert Verbreitung (Gips, Bronze). Sie war ein Medium weniger der herrscherlichen Ehrung wie die lebensgroße Skulptur, als vielmehr des zwischenmenschlichen Gedenkens. Wie unsere Wachsstatuette belegt, bereitete sich mit Friedrich II. diese Art des Porträtumgangs bereits im 18. Jahrhundert vor.
So beansprucht die Figur Geltung nicht nur als Kunstwerk und als Objekt des Friedrich-Kultes seit dem Siebenjährigen Krieg, sondern zudem als einziges bekanntes Exemplar des Kunstzweiges der Wachsporträtstatuette sowie als Prototyp der erst im 19. Jahrhundert verbreiteten bildhauerischen Gattung der Porträtstatuette.
Die Statuette stammt nicht aus dem Besitz Gleims, sondern gelangte im 20. Jahrhundert als Schenkung aus Privatbesitz in das Gleimhaus. Sie war schwer beschädigt und wurde 2011 von Aurelia Badde, Berlin, mit Hilfe der Fielmann AG restauriert. Eine von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung vorgenommene Computertomographie hat ergeben, dass die Figur nicht bossiert, sondern gegossen ist und bereits zuvor einmal umfassend rekonstruiert worden war.

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Wachs, Holz

Measurements ...

33 cm

Created ...

... When:1785 [circa]

... Where:Berlin [wahrsch.]

Was depicted (Actor) ...

... Who:

Literature ...

  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen