"... und deutsches liest er nicht."

An Gleim, den Dichter der Grazien, als er bey Friedrich dem Grossen d. 22 Decbr. 1785. die freundliche Aufnahme fand

Gleims Audienz bei Friedrich II. fand einen reichen literarischen Nachhall. Einem im Briefwechsel mit Karl Friedrich Kretschmann mehrfach erwähnten Aufsatz über das Gespräch mit Friedrich II. (siehe etwa Gleim an Kretschmann, 10.8.1794, Hs. A 5904 (Gleim/Kretschmann 3) steht sicherlich der Versdialog "Der König und Gleim" nahe, der allerdings neun Jahre nach der Audienz datiert ist.
Gleim selbst ließ als Separatdruck das "Lied gesungen in der Mitternacht vom Jahr 1785 zum Jahr 1786" erscheinen sowie ferner im März 1786 in der "Berlinischen Monatsschrift" (7. Stück, S. 262 ff.) das etwas launige Gedicht "Gleim und Lucchesini". Lucchesini, der die Audienz vermittelt hatte, hatte schon im Januarstück der "Berlinischen Monatsschrift" (1. St., 1786, S. 91 f.) den lateinischen Hendekasyllabus "Gleimio Poetae elegantissimo, A Friderico Magno perhumaniter excepto XI. Kal. Jan. MDCCLXXXVI." veröffentlicht, von dem sich in den Akten des Halberstädter Domstifts die folgende Übersetzung von unbekannter Hand erhalten hat:

Auffälligerweise verbindet Lucchesini Gleim - gerade in diesem Zusammenhang, der lange ersehnten Audienz bei dem verehrten und oft von ihm bedichteten König, ist dies auffällig - hier nicht mit den "Preußischen Kriegsliedern", sondern spricht ihn als den "Dichter der Grazien" an, also in der Rolle des ‚deutschen Anakreon‘, wie Gleim häufig genannt wurde.
Lucchesini bestätigt die übrigen Nachrichten über die Audienz, dass Gleim einen außerordentlich guten Eindruck auf den Monarchen gemacht habe, der ihn gar "den besten Dichter" genannt habe. Inwiefern Gleim hierauf stolz sein konnte, wie Lucchesini versichert, sei in Anbetracht des eklatanten Mangels Friedrichs II. an Kenntnissen auf dem Gebiet der deutschen Literatur dahingestellt.

An Gleim,
den Dichter der Grazien, als er bey
Friedrich dem Grossen d. 22 Decbr. 1785.
die freundlichste Aufnahme fand;

nach
dem beygefügten lateinischen Original
des Marquis Luchesini, frey übersetzt.
Halberstadt, 1786.

Herrlich! Herrlich! O schreib den Tag mit Gold an.
Gleim, du lieblicher Sänger, welchen Deutschland
Gern als Vater und Richter alles Schönen
Anerkennet, und dessen kleine süsse
Lieder Amor mit seinem Pfeil, auf Ewig,
In den funkelnden Becher Vater Bachus
Eingrub! Siehe! Der grösste König unter
Allen Königen, die bereits gewesen,
und, auf ewige Zeiten, noch seyn werden,
Preussens Genius, Preussens Stolz, obschon Er
Krieg den deutschen Kamönen [Musen] angekündigt,
Hiess Er dennoch dich, Gleim, den besten Dichter,
Dich den Vater und Richter alles Schönen!
Darauf, Lieber, sey stolz, so weit es einem
Mann geziemet! Denn diesen wunderbaren
Herrscher ewiget nicht allein des Mavors [Mars]
Kranz, in blutiger Arbeit schwer errungen.
Auch im Schoosse der Musen baut‘ Er seinen
Geist durch mildere Künste, wand sich freudig
Phöbus grünenden Lorbeer um die Scheitel!
Ward der Erste der Feldherrn und der Dichter!

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Handschrift

Measurements ...

2 Doppelblätter

Published ...

... Who:

... When:January 1786

... Where:Berlin 

Received ...

... Who:

... When:1786

... Where:Halberstadt