Held - Idol

Porträt Johann Wilhelm Ludwig Gleim mit Flöte

Im März 1748 bat Gleim seinen Berliner Musikerfreund Krause, ihm eine Querflöte aus Berlin zu beschaffen. Von Kleist, wurde Krause jedoch, wie er Gleim in seinem Brief vom 30. März 1748 daran gehindert, da Kleist Gleim diesen Freundesdienst selbst erweisen wolle (Correspondence S. 55). An Kleist hatte sich Gleim in dieser Angelegenheit ebenfalls gewandt: „Ich habe einen unüberwindlichen Trieb zur Erlernung der Querflöte. Wie denken Sie davon? Soll ich anfangen?“ (Gleim an Kleist, 20.4.1748, Kleist Werke III, S. 73). Am 19. September 1748 hatte Gleim Kleist indess nocheinmal die Bitte um eine Flöte ausgesprochen, die Kleist Krause übermitteln sollte: „sagen Sie ihm, daß er mir um einen guten Preis eine gute Flöte verschaffe, wenn er will, daß ich noch musikalisch werden soll. Im Anfage thut es wol eine für einen Gulden.“ (19.9.1748, Kleist Werke III. S. 86) Offenbar hatte Gleim Talent. Im März 1749 konnte er Kleist melden: „[…] Sie müssen wissen, daß ich ein Musikus bin und in 4 Wochen 20 Stücke auf der Querflöte gelernt habe.“ (Gleim an Kleist, 10.3.1749, Kleist Werke III, S. 100). Im Januar des folgenden Jahres dann übersandte Kleist Gleim eine recht kostbare Flöte, die er offenbar von seinem Regimentskameraden Levin Friedrich von Donop (1712-1762) erworben hatte (vgl. Correspondence S. 55): „Hier haben Sie eine Flöte, und ich wünsche, daß Sie Ihnen gefallen mag. Sie ist gut, obgleich nicht ganz außerordentlich, und sie wird noch besser werden, wenn sie ausgeblasen ist. Sie dürfen nicht fragen, was sie kostet! […] Den Gebrauch der soppelten Klappe wird Ihr maître wissen, wo nicht, will ich Ihnen ein ander Mal davon Nachricht geben.“ (Kleist an Gleim, 25.1.1750, Kleist Werke II., S. 164). Möglicherweise ist es eben dieses Instrument, mit dem sich Gleim im Herbst 1750 von dem mit ihm befreundeten Maler Gottfried Hempel, der den König ähnlich intensiv malte (#), wie Gleim ihn bedichtete, porträtieren ließ. Im Vergleich zu einem gleichzeitig entstandenen Brustbild mit offenem Kragen, losem Umhang und Mütze bringt das halbfigurige Bildnis im geschlossenen Seidenrock mit Perücke bürgerliche Respektabilität zum Ausdruck, mit der die Flöte offenbar gut vereinbar war. Die zuletzt zitierte Passage aus dem Brief Kleists an Gleim klingt, als habe auch Kleist Flöte gespielt, wie ja auch sein Kamerad von Donop. Die Querflöte war im Rokoko hoch in Mode. Das Beispiel des Flötisten auf dem Thron Preußens wird das seinige hierzu beigetragen haben. Selbst unter den Androiden, mit denen einige mechanische Künstler im 18. Jahrhundert Aufsehen erregten, waren Flötisten. Berühmt wurde vor allem der Fluteur des Jacques de Vaucanson; Krause berichtete ferner von der Vorführung eines flötenden Schäferpaares in Berlin im Oktober 1748 (Krause an Gleim, 8.10.1748, Correspondence Krause, S. 77 f.).

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

79 x 64 cm (mit Rahmen 90,6 x 75,5 x 4 cm)

Was depicted (Actor) ...

... Who:

Painted ...

... Who:

... When:1750

... Where:Halberstadt 

Literature ...

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt]
  • Lacher, Reimar F. (2011): "Ein Maler u bel esprit". Zu Leben und Werk Gottfried Hempels. In: Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Spurensuche in Museen und Archiven Sachsen-Anhalts. Hg. v. Katrin Dziekan, Ingo Pfeifer und Ute Pott. Halle 2011
  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen
  • Lacher, Reimar F. (Hg.) (2010): Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung. Halle
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, .... Halberstadt
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig