Held - Idol

Memorialring auf Friedrich II. von Preussen

Zusammengehörigkeit im engsten Sinne zu stiften, war der Zweck des Memorialringes „Friedrich der Einzige“. Gleim stiftete gleichsam einen Orden von Gesinnungsgenossen, dessen Abzeichen der Ring war. Es handelt sich um einen Reliquienring. Die Zypressen neben und die Schleife unter der Elfenbeinurne bestehen aus Fasern des Hutes und der Schärpe Friedrichs, die Gleim an sich gebracht hatte. Vielleicht erinnerte sich Gleim an den empfindsamen Lorenzo-Orden, den sein Freund Johann Georg Jacobi im Jahr 1796 gestiftet hatte und dessen Abzeichen eine hornene Tabaksdose war (vgl. Achim Aurnhammer: Der Lorenzo-Orden. Ein Kult empfindsamer Freundschaft nach Laurence Sterne. In: Das Jahrhundert der Freundschaft. Johann Wilhelm Ludwig Gleim und seine Zeitgenossen. Ausst.-Kat. Gleimhaus Halberstadt, hg. v. Ute Pott, Göttingen 2004 [Schriften des Gleimhauses Halberstadt 3], S. 53-60). Diese Ringe spendete Gleim denjenigen seiner Freunde, „welche ihm die heißesten Bewunderer seines Einzigen schienen“, so sein Biograf Wilhelm Körte (Körte 1811, S. 236 f.). Wer diese waren und wie viele solcher Ringe verteilt wurden, ist nicht ersichtlich. Auch ist nicht bekannt, von wem das von Körte zitierte Dankesschreiben stammt: „Es steht Ihnen ausnehmend wohl an, Reliquien zu spenden nach dem Tode des großen Mannes, dessen Thaten Sie besungen haben. Letztere bedürfen der Zungen nicht weiter, nachdem sie weltkundig geworden. Aber jene stummen Denkmäler, deren eines Sie mir gewidmet die sprechen nun stärker als alles Lob, welches wie an seiner Gränze still steht, wenn es von Thaten überflogen worden, um der stillen Bewunderung Raum zu machen. Es ist ein Trost in schlechten Zeiten, wenn man sich erinnert, daß alles Uebel eben so vorübergehend sey, als das Gute gewesen ist, und daß am Ende, früh oder spät, Leute aufstehen müssen, welche von neuem zu schaffen und alles in die Richte zu bringen berufen sind. So soll mir denn Ihr Friederichsring ein Amulet für schlechte Zeiten seyn!“ Der Ring aus dem Besitz Christian Conrad Wilhelms von Dohm, der damals Friedrichs II. Schrift „De la Littérature Allemande“ ins Deutsche übersetzt und den Gleim auch als Verbindungsmann zum Hof geschätzt hatte, gelangte zu DDR-Zeiten zurück in das Gleimhaus.

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Gold, diverse Materialien

Measurements ...

3,4 x 2 cm

Created ...

... When:1796 [circa]

Received ...

... Who:

... When:1796

Literature ...

  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen
  • Pott, Ute (2004): Das Jahrhundert der Freundschaft. Johann Wilhelm Ludwig Gleim und seine Zeitgenossen. Ausstellungskatalog Gleimhaus Halberstadt. Göttingen (Schriften des Gleimhauses Halberstadt 3)