Mit Feder und Manuskript, das Kinn auf die Hand gestützt, zeigt sich Gleim in dem im Schriftstellerporträt geläufigen Gestus des Sinnierens. Soldaten, wie sie links hinter dem Dichter lagern, wären der adäquate Hintergrund eines Feldherrenporträts. Singende Soldaten dagegen, genauer: singende Grenadiere (an den charakteristischen hohen Grenadiersmützen kenntlich) sind auf dem Bildnis eines Kriegsliederdichters durchaus am Platze. Demnach wertete der junge Hannoversche Porträtist Johann Heinrich Ramberg Gleims „Preußische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757“ als dessen literarische Lebensleistung, für die ihm der Dichterlorbeer gebühre, der auf dem Manuskript liegt. Besonders hervorgehoben wird das seinerzeit allseits gerühmte „Siegeslied nach der Schlacht bey Roßbach“, dessen Titel auf dem Papier zu erkennen ist. In einer für ein Bildnis des 18. Jahrhunderts unüblichen Weisen werden hier Realitätssphären vermengt, denn Gleim befindet sich ja nicht zeitlich und räumlich in der Gegenwart der Soldaten, sondern diese sind in der Art einer Einblendung ins Bild gesetzt. Gleim schätzte dieses Porträt sehr und förderte seine Verbreitung durch den Kupferstich, um so gleichsam in der Rolle des Grenadiers der Öffentlichkeit vor Augen zu stehen.