Heimatfront

Versuchsbombe und Propagandaobjekt

Bereits im Ersten Weltkrieg gehören taktische Luftangriffe im Frontgebiet und strategische Bombardierungen auf Ziele im gegnerischen Hinterland zu den Begleiterscheinungen des Krieges. Deutsche Zeppeline und Flugzeuge werfen schon in der Frühphase des Krieges Bomben auf englische und französische Städte ab. In der Pfalz ist die BASF seit 1915 das Ziel zahlreicher Luftangriffe. Die französische Luftwaffe versucht die für die Sprengstoffproduktion wichtigen Fabriken zu zerstören. Die Erfolge halten sich in Grenzen. Gerade in Ludwigshafen sind aber auch Menschenleben als Folge von Luftangriffen zu beklagen. In der badischen Stadt Karlsruhe sterben bei einem Luftangriff im Juni 1916 mehr als 100 Menschen, darunter zahlreiche Kinder. Am 20. Mai 1918 erlebt die benachbarte pfälzische Stadt Landau den ersten Luftangriff des Weltkrieges. Das Hotel Geist in der Markstraße und einige andere Gebäude werden in Mitleidenschaft gezogen. Die links zu sehende Bombenhülle galt lange Zeit als Blindgänger, der bei jenem Angriff französischer oder englischer Flugzeuge nicht explodierte. Es handelt sich jedoch lediglich um die Bombenhülle einer deutschen "Versuchsbombe" (hier: "Freifallbombe") aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Nach 1933 wurde die intakte Bombenhülle (ein Blingänger wäre deformiert) aus propagandistischen Gründen zu einem französischen Blindgänger mit Bezug auf den Bombenangriff vom 20. Mai 1918 umgedeutet, um so - laut nachträglich aufgebrachter Aufschrift - für den Beitritt zum Reichsluftschutzbund zu werben. (Wir bedanken uns bei einem aufmerksamen Besucher aus Hanau für wichtige, ergänzende Hinweise zum Exponat.)
(Ludger Tekampe)

(Object from: Historisches Museum der Pfalz - Speyer Original entry)

Material /Technique ...

Div. Metalle, Stahl

Measurements ...

270 x 36 cm

[Relation to time] ...

1914-1918

[Relation to time] ...

1933