Kelchgläser

Kelchglas mit Adler und "R"

Spitzpokal aus farblosem Glas mit zahlreichen kleinen Einschlüssen, Fuß fehlt und ist aus gedrechseltem Buchsbaumholz ergänzt. Konischer Schaft mit eingestochener länglicher Luftblase. Nahtloser Übergang zum trichterförmigen Kelch, der mit einem bekrönten Adler in Mattschnitt dekoriert ist, der in seinen Fängen ein Zepter und ein Schwert trägt. Die Gegenseite trägt das geschnittene Monogramm "R", Mündungsrand verwärmt.

Die langgezogene Luftblase im Schaft führte zur Bezeichnung “nackte Jungfer” für derartige Spitzkelche des 18. Jahrhunderts, in Anlehnung an die Blütenform der Herbstzeitlosen oder auch ganz wörtlich zu verstehen (Jentsch, Kelchgläser, 2015, S. 22f.). Auf Bestellung gefertigt wurden sie oftmals mit Wappen oder Monogrammen personalisiert. Sie dienten nicht nur repräsentativen Zwecken, sondern tatsächlich dem Gebrauch. Zwei formgleiche Kelchgläser, deren Schaft zudem facettiert ist, befinden sich im Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt/Main. Sie werden nach Nordostdeutschland um 1736/37 verortet, zeigen die Form des intakten Fußes und tragen das Wappen des Herzogs Ferdinand von Kurland (Ohm, Europäisches und aussereuropäisches Glas, 1973, Kat. 411, S.190). Das Glas stammt, wie ein weiteres mit der Inv. Nr. XIII 1693, aus dem Besitz der Familie Capsius, die es von der Familie von Blücher, Fincken, erhalten hat, nach eigener Angabe als Bezahlung für Pferdefutter bei der Flucht aus Ostpreußen nach Westen. Seitdem im Besitz der Familie Capsius und 2017 angekauft.

Verena Wasmuth

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Glas, farblos, geformt, geschnitten, Holzfuss

Measurements ...

Hauptmaß: Höhe: 15.20 cm Durchmesser (oben): 6.30 cm Durchmesser (unten): 6.40 cm

Created ...

... When:1730-1750

... Where:Prussia