Trichterförmig ausgestellter Kelch aus farblosem Glas mit verwärmtem Rand. Das als Sturzgefäß gestaltete Scherzglas trägt auf der Kuppawandung in feinem Schnitt ein von Kriegstrophäen gerahmtes und bekröntes Medaillon, Kanonen und Kugeln, Säbel, Schilder, Standarten und Trommeln. Darin ein gegen die Sonne fliegender Adler unter der Devise König Friedrich Wilhelms I. „NON SOLI CEDIT“ (Nicht [einmal] der Sonne weicht er). Beide Fahnen tragen je zweimal das königliche Monogramm "FWR".
Ein ursprünglich wohl vorhandener schalenförmiger Aufbau, mit Kugelschaft und applizierten Flammen fehlt (vgl. Inv. Nr. II 95/329), ebenso eine zugehörige kürbisförmige Flasche, über die der Becher als Deckel gestülpt wurde. Mehrere derartige Sturzgläser aus der Potsdamer Glashütte sind überliefert (vgl. Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 97, S. 160f.; Keisch/Netzer, Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 213, S. 271f.; Klesse/Mayr, Veredelte Gläser, 1987, Kat. 133; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 29.3). Sie wurden als "Granaten mit Flammen" bezeichnet (Schmidt, ebenda, S. 57). Dieses Exemplar ist aufgrund der dargestellten Devise Friedrich Wilhelms I. in die Zeit seiner Regentschaft zwischen 1713 und 1740 zu datieren. Das Glas wurde 1903 angekauft. [Verena Wasmuth]