Noch mehr als in der Zahl der Repliken und Kopien ist die Wertschätzung des Maron’schen Porträts an dessen druckgrafischen Reproduktionen ersichtlich. Es fand nicht allein in kleinformatigen Stichen innerhalb von Werkausgaben, Monografien oder Zeitschriften Verbreitung, sondern auch in selbstständig erschienenen Blättern stattlicheren Formats (siehe Schulz 1953, 26-28, 61-62). So ist Winckelmann in der „Folge der Gelehrten“ des Leipziger Stechers Johann Friedrich Bause sowie in der im Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig, erschienenen Serie „Bildnissen berühmter Deutscher“ und damit in den wichtigsten Porträtreihen des späten 18. und des mittleren 19. Jahrhunderts mit Stichen eben nach dem Bildnis Marons vertreten. Der Stich Bauses diente wiederum als Vorlage für zahlreiche in der Folgezeit entstandenen Porträtgrafiken. 

Seit dem früheren 19. Jahrhundert hatte indes, eingeleitet von dem von Johann Heinrich Füssli verfassten Eintrag Winckelmanns im Allgemeinen Künstlerlexikon, der Beifall für Marons Werk einer kritischen Bewertung zu weichen begonnen. Füssli rügte insbesondere den Turban als „Mütze eines Wascherweibs“. Diese Verständnislosigkeit macht deutlich, dass dem 19. Jahrhundert die Tradition des Gelehrten- und Künstlerporträts nicht mehr vor Augen steht. Eine entschieden negative Bewertung erfuhr neben der Äußerlichkeit der großen Geste, der Opulenz der Ausstattung und der Technik auch das mit dem Kontrast des scharlachroten Mantels und des orangefarbenen Turbans ausgesprochen gewagte Kolorit. 

Bezeichnet: JOH. WINKELMAN. u.l.: Ant. Maron pinx. Roma 1768 u.m.: zu finden in Leipzig bey Bause u.r.: I. F. Bause sculps. Lips. 1776