Menschenbilder

Porträt Johann Caspar Lavater

Johann Caspar Lavater (1741-1801) unternahm nach dem Studium der Theologie in Zürich (1756-1762) eine Bildungsreise, bei der er u.a. die Bekanntschaft von Spalding, Gellert, Klopstock, Mendelssohn machte. 1764 nach Zürich zurückgekehrt hatte er ab 1769 verschiedene kirchliche Ämter inne, ehe er hier 1786 Pfarrer an St. Peter wurde. L. war theologischer Schriftsteller. Berühmtheit erlangte er durch seine "Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe", (4 Bde. 1775-1778), reich illustriert mit Kupferstichen von Chodowiecki, Lips, Schellenberg u.a. L. erhob die Physiognomik zur Wissenschaft, er meinte, aus den "Linien des Menschenprofils ... zuverlässige Merkmale des Charakters" erkennen zu können. In der darauffolgenden Auseinandersetzung spielten Lichtenbergs Aufsatz "Über Physiognomik wider die Physiognomen" und Musäus’ "Physiognomische Reisen" eine große Rolle. Sowohl Anhänger als auch Feinde fand L. durch seine religiöse schwärmerische Mystik. L. schrieb ein biblisches Drama, ("Abraham und Israel"), religiöse Epen und Gedichte. Er hatte einen großen Bekannten- und Freundeskreis. An seinen Besuch bei Gleim 1786 erinnert die Beschriftung auf der Rückseite des Gemäldes.
Lavater schrieb aus Zürich am 14. Februar 1787: "Hier ein Porträt von mir, das beste, was je gemacht worden, obgleich unvollkommen. Das größte Opfer, das ich dir geben kann ... da ich den Kopf des großen Stückes, das sieben Fuß hat, nicht mehr kopieren wollte und konnte; da das kein andrer Maler thun wollte; da ich mich ungern entschloß, einem für meinen Gleim zu sitzen, und es doch, um Seinetwillen that - dieß aber weder gelang, noch vollendet werden konnte - so entschloß ich mich, ein schon 1785 gemahltes, einem andern Freunde, dem ich es verantworten will, bestimmtes ... abgehen zu laßen ... Lieber! wahrer Gleim! - Ich will für diese Kleinigkeit keinen Dank. Mir ist genug, wenn Gleim diesem Bilde bisweilen einen Blick! Ein Vielleicht! ein Gott! wenn ich Ihm unrecht thäte! - eine Zähre - gönnen mag, daß gute Menschen von guten so verschieden denken können. Dieß Bild geht ab von Zürich Mittwochs, den 14. Febr. 1787". Vermerk von Gleim: "und ist angekommen d. 21. April 1787".
verso: Joh. Casp. Lavater / war bey Gleim z. Halb. d. 12t July 1786.
verso: Alex. Speisegger pinxit 1785

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

50 x 41,4 cm (mit Rahmen 54,1 x 45,4 cm)

Was depicted (Actor) ...

... Who:

Painted ...

... Who:

... When:1785

Literature ...

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt
  • Körte, Wilhelm (1811): Johann Wilhelm Ludwig Gleims Leben. Aus seinen Briefen und Schriften. Halberstadt
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt]
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, .... Halberstadt
  • Niemann, Ludwig Ferdinand (1824): Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben. Halberstadt
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig
  • Ursula Calfisch-Schnetzler und Richard Fasching (2021): Lavater im Bild, Ausstellung in der Sammlung Johann Caspar Lavater, Beilage zur Jahresschrift Noli Me Nolle 2021. Zürich