Alltag

Herrenweste

Diese inzwischen stark in Mitleidenschaft gezogene Herrenweste wurde dem Museum im Jahre 1903 von einer Familie aus Karritz gestiftet.
Das Hauptmaterial ist ein dunkelblauer Seidenatlas mit lancierten* Streublumen. Das Grundmuster wird aus flottierenden Schußfäden gebildet.
Die Vorderteile und die Unterkante sind gerade geschnitten. Die Weste besitzt sehr große Armausschnitte, große, waagerecht eingeschnittene Taschen mit Patte und einen vorn abgerundeten Stehkragen.
Der Verschluss erfolgt mit 12 metallenen Halbkugelknöpfen, welche nicht genäht, sondern durch vorgestoßene Löcher gesteckt und hinten mittels eines durchgezogenen und vernähten Bändchens fixiert wurden. Die Knopflöcher waren ursprünglich mit grüner Seide umstochen, wurden aber später mit einem Leinenzwirn grob nachgearbeitet.
Der schmale Rücken ist aus Leinen gefertigt, die Seiten- und Schulternähte sind weit nach hinten versetzt. Als Nähmaterial diente ein hellblauer bzw. heller Leinenzwirn. Das Futter aus rohweißem Leinen ist an der hinteren Mittelnaht mit Heftstichen befestigt.

*Lanciert / "lancé découpé": Gewebe mit Musterschüssen, die von Webekante zu Webekante geführt wurden, d. h. der Schussfaden wurde von Rand zu Rand eingetragen. Ein solches Gewebe ist z. B. an den auf der Rückseite zwischen der Musterung flottierenden Fäden erkennbar. (Gegenteil: broschiert) In manchen Fällen wurden die auf der Rückseite flottierenden Fäden herausgeschnitten, um das Gewicht zu verringern (lancé découpé).

(Object from: Altmärkisches Museum Stendal Original entry)

Material /Technique ...

Seide, Leinen

Measurements ...

GL 49 cm, Vorderkanten 34 , Seitennähte 20 cm, Schulternähte 10 cm, Rückenmitte 39,5 cm, Kragen 5 cm, Unterkante 95 cm

Was used ...

... When:1700-1800 [circa]

... Where:Karritz [wahrsch.]