Alltag

Der Kinderfreund

Der Vater in Hausrock und Hausmütze im Sessel sitzend, Bierkrug und Tabakspfeife auf dem Tisch, hat den Stock gegen seinen Sohn erhoben, der sich hinter seinen Armen zu verbergen sucht. Der Grund dieser feierabendlichen Prügelszene ist nicht ersichtlich. Es ist nicht einmal sicher, dass diese Strafhandlung, die das Titelblatt zum fünften Teil des Kinderfreundes ziert, als Negativbeispiel gemeint ist. Die Darstellung dient als Gegenstück zu der Vignette des vorherigen Teils von Christin Felix Weißes pädagogischer Zeitschrift, in der ein Lehrer seinem Schüler Lob spendet. Zusammengenommen könnten die beiden Darstellungen zwei Methoden der Erziehung veranschaulichen. Denn der Stock des Strafens war bei aller Konjunktur der Pädagogik auch im 18. Jahrhundert noch allgegenwärtig. Dass allerdings die Auffassungen von Erziehung grundlegend modernisiert wurden, dies ist schon im Inhaltsverzeichnis des betreffenden Stückes der Zeitschrift zu ersehen: Hier geht es weniger um "gute" oder "schlechte" Kinder, vielmehr ist vom "schlechten Informator" die Rede. Mithin kommt es nunmehr auf die Qualifikation des Erziehers an. (Reimar Lacher)

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Papier

Printing plate produced ...

... When:1778