Gewachsen auf Sand. Geschichte(n) mitten in Berlin

Einführung

Im Bezirk Mitte liegt der Ursprung Berlins. Auf märkischen Sand errichtet, wuchsen hier im 14. Jahrhundert die beiden Städte Cölln und Berlin zu einer Doppelstadt zusammen.

Im 19. Jahrhundert wurden Teile des heutigen Bezirks zu einem Zentrum der Industrie. Von 1871 bis 1945 saß in der Stadtmitte die Zentralverwaltung des Deutschen Reichs. Der Zweite Weltkrieg, Abrisse in der geteilten Stadt oder Neubauten nach der Wiedervereinigung: Jede Zeit hat ihre Spuren im Berliner Sand hinterlassen. Die Ausstellung „Gewachsen auf Sand“ erzählt von dem Wechselspiel der Kräfte, die den urbanen Raum von Berlin-Mitte formen, auflösen und immer wieder neu entstehen lassen. Sie versammelt Beispiele aus Stadtplanung, Stadtgesellschaft und Stadtkultur der letzten 250 Jahre.

In dieser Zeit entwickelte sich Berlin zur Metropole und die Stadtlandschaft veränderte sich rasant. Architekturen, Institutionen und Infrastrukturen bestimmen die Art und Weise, wie Menschen hier zusammenleben. Doch fordern Stadtbewohner*innen durch Protest und Widerstand immer wieder ein, den Stadtraum, die Lebensbedingungen und die Zukunft des Zusammenlebens selbst zu gestalten; sie sind nicht ohnmächtig. Wie Sand bleibt die Stadt stets formbar.

Stadt nach Plan

Seit der Stadtgründung sind viele Akteure an der Gestaltung Berlins beteiligt gewesen. Die städtebaulichen Visionen von Königen und Kurfürsten, später von Regierungen stehen im heutigen Bezirk Mitte neben solchen von Industriellen, Grundbesitzern, Architekten und Ingenieuren.

Im Wedding ließ der preußische König Friedrich II. im 18. Jahrhundert auswärtige Bauern ansiedeln, die das Sumpfland kultivierten. Fremde Sprachen mischten sich ins Berlinerische ein, es entstand ein erster multikultureller Raum. Zur gleichen Zeit besuchten Adel und Bürgertum unweit entfernt den „Friedrichs-Gesundbrunnen“, das von Hofapotheker Wilhelm Behm erbaute Heilbad.

Wer also hat zu welcher Zeit diese Stadt ‚gemacht’? Für wen wurden Anreize geschaffen, sich im Raum des heutigen Bezirks Mitte niederzulassen? Und wessen baulichen Entscheidungen folgte die Stadtgesellschaft, wer hingegen hatte keinen Erfolg? Mancher Entwurf aus alten Tagen prägt noch heute den Stadtraum, durch den wir uns bewegen.

 

Johann Daniel Schleuen, Prospect des Gesundbrunnens bei Berlin um 1760, Kupferstich, Erworben im Berliner Kunsthandel 1999

Stadtplanung entlang der Panke

In ihren Flüssen spiegelt sich eine Stadt: Die Panke prägt seit Jahrhunderten die Siedlungsgeschichte des heutigen Berliner Norden. Schon 1251 wurde an ihrem Ufer eine Mühle betrieben. Unter Friedrich II. versorgte der Fluss im 18. Jahrhundert die Gärten der sogenannten Kolonisten. Nicht selten veränderten Anrainer den Verlauf der Panke, wenn sie angrenzendes Areal nutzen wollten. Später profitierten hier die Gerber von der Industrialisierung Berlins, im Winter wurden Eisblöcke aus Überlaufbecken gesägt und verkauft.

Schönhauser Graben der Panke an der Schulzendorfer Straße, 1959

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Spitzen von Spundwandpfählen
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Spitzen von Spundwandpfählen, undatiert, 1987 gefunden An Bächen und Flüssen angrenzende Areale galten nicht erst in Zeiten der Industrialisierung als besonders kostbar. Das Wasser...

Fotografie der Kirche St. Paul nach 1871
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Fotografie der Kirche St. Paul nach 1871, vor 1889, Albuminpapier auf Karton, koloriert, Schenkung: Wilhelm Schuh 1955 Im frühen 19. Jahrhundert wuchs im Wedding die Bevölkerung, ohne...

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Bereichskarte Pankegrünzug Abschnitt Stockholmer Straße, Nr. 75, aus: Der Weddinger Stadtbezirk. Grünanlagen, angefertigt durch das Gartenbauamt Wedding 1956, kolorierte...

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(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Ansichtskarte von Ballschmieder’s Etablissement in der Badstraße 15a, vertrieben durch Hartwig & Vogel’s Automaten A.G., gelaufen 1911 Nirgendwo im Wedding ist Stadtwandel so geballt...

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Ausgebombt

Die Industrialisierung hatte überall in Europa die Großstadträume unkontrolliert wachsen lassen. Durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war es möglich, die schon lange als notwendig erachtete Modernisierung der Stadt umfänglich anzugehen. Es bot sich die Chance, Ansätze des modernen Städtebaus umzusetzen.

Fotografien aus Abräumakten, 1951 - 1972, aufgenommen im Auftrag des Bezirksamts Tiergarten von Herbert Ebel, Photo-Hönicke, Möbius & Willmanowski, Leon Müller, Nr. 26

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Ziegelsplittmühle
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Erhard Groß, Ziegelsplittmühle, 1961, Gouache auf Hartfaserplatte. Erworben durch das Kunstamt Tiergarten 1961, von dort übernommen 2004 An vielen Orten der Stadt entstanden nach dem...

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(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

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(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Karte von Berlin (Wirth, 1957) Das Hansaviertel war ein großbürgerliches Wohnareal, das im Krieg zerstört wurde. Seiner Neugestaltung kam eine hohe symbolische Bedeutung zu. West-Berlin...

Recht auf Stadt

Stadtplanung ruft immer auch Protest auf den Plan: Soziale Bewegungen und herrschaftskritische Gruppen erheben in Berlin, wie in anderen Städten auch, ihre Stimmen gegen politische Entscheidungen. Sie fragen danach, was eine gerechte Stadt ausmacht. Wer meldet Deutungsansprüche an, wer wird davon ausgegrenzt? Widerstand wird so zu einer wesentlichen Kraft im Stadtwandel. Immer wieder haben Berliner Bürger*innen aktiv für ihr „Recht auf Stadt“* gestritten, wodurch ungeahnte oder bislang ungenutzte Freiräume im öffentlichen Raum entstanden. Die Geschichte von Berlin-Mitte lässt sich auch lesen als eine Geschichte des Aufbegehrens.

* Recht auf Stadt Der französische Soziologe Henri Lefèbvre erhob 1968 das „Recht auf Stadt“ zum Anrecht jedes und jeder Einzelnen auf Mitgestaltung des städtischen Raums.

Lindower Straße in Berlin-Wedding, Arbeitsschluss am Sonnabend, Horoskopverkäufer, 1928

Ein Bezirk für alle!

„Links, links, links, links - der Rote Wedding marschiert“, schallte es in der Weimarer Republik durch die Straßen des Bezirks. Viele Orte im Wedding sind eng mit dem Aufstieg der Arbeiter*innenbewegung verbunden. Hier kam die SPD in Gastsälen oder im Humboldthain zusammen, die KPD richtete 1932 im Restaurant „Pharus-Säle“ in der Müllerstraße ihren Parteitag aus. Der Wedding war eine Hochburg beider Parteien. Doch Reformpolitiker waren keine Revolutionäre – und andersherum. Die Idee der Einheitsfront, die Sozialisten und Kommunisten zur gemeinsamen Kraft vereinen wollte, scheiterte.

Bezirksbürgermeister Carl Leid spricht bei der Einweihung des Volksparks Rehberge, 22. Juni 1929

Stadtraum als Zuflucht

Während des Zweiten Weltkriegs mussten ca. 500.000 Menschen in Berlin Zwangsarbeit leisten. Gerade die sogenannten Ostarbeiter*innen waren in ihren Arbeits- und Lebensbedingungen dem Rassismus der Nationalsozialisten ausgesetzt, sie durften ihre Unterkünfte nicht allein verlassen.

Privat angefertigte Fotoaufnahmen ukrainischer Zwangsarbeiterinnen zeigen aber, dass sie sich selbstständig im Stadtraum bewegten. Sie besuchten öffentliche Plätze, Badestellen oder Fotoateliers und hielten diese Momente der Selbstermächtigung fotografisch fest. Mit ihrer Lebenskraft und der Suche nach schönen Erinnerungen trotzten sie der dauerhaften Unfreiheit.

Dekolonisiert die Stadt!

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Berlin-Mitte hat im August 2020 folgenden Beschluss gefasst: „Das Bezirksamt wird ersucht, die Umbenennung der Mohrenstraße […] vorzunehmen und unverzüglich den Vorgang zur Umbenennung zu starten. Nach dem heutigen Demokratieverständnis ist der bestehende rassistische Kern des Namens belastend und schadet dem nationalen und internationalen Ansehen Berlins. […] Als neuen Namen schlägt die BVV die Benennung der Straße nach Anton Wilhelm Amo (um 1703 – nach 1753), den ersten Gelehrten afrikanischer Herkunft an einer preußischen Universität, vor. […].“ (Drucksache 2586/V) Der Entscheidung ging ein jahrzehntelanger Einsatz vornehmlich Schwarzer und afrodiasporischer Aktivist*innen voraus.

Das Afrikanische Viertel löste bereits in den 1980er Jahren Diskussionen im Wedding über mit dem Kolonialismus verbundene Straßennamen aus. 2016 erteilte die Bezirksverordneten-versammlung Mitte dem Bezirksamt schließlich den Auftrag, drei der Straßen umzubenennen. Ihre Namen erinnerten an Personen, die in koloniale Verbrechen verwickelt waren. Für die neuen Straßennamen gingen 192 Vorschläge aus der Bevölkerung ein. Auf dieser Grundlage wurde vom Bezirksamt verfügt, die Lüderitzstraße in Cornelius-Fredericks-Straße, die Petersallee in Anna-Mungunda-Allee und Maji-Maji-Allee sowie der Nachtigalplatz in Manga-Bell-Platz umzubenennen. Gegen die Änderungen wurde geklagt; juristische Entscheidungen stehen noch aus.

Ausverkauf der Stadt

Im Ost- und Westteil der Stadt wuchs seit den 1970er Jahren Widerstand gegen die Berliner Sanierungs- und Wohnungspolitik. Gerade nach dem Mauerfall kam es im Ostteil der Stadt zu zahlreichen Besetzungen.Das Wohnkollektiv Botschaft e.V. betrieb ab 1991 im Eckgebäude Mauer-/ Leipziger Straße den Club WMF. Das Künstler*innenkollektiv A-Clip produzierte Kurzfilme über die Regulierung öffentlicher Räume und die Privatisierung der Stadt. Man schleuste diese Clips in Berliner Kinos ein und spielte sie vor Filmbeginn ab. Auf dem Monitor ist die erste Staffel der 1997 entstandenen Kurzfilme zu sehen.

Architekturen der Macht

Zuvor landwirtschaftlich und militärisch genutzt, entwickelte sich Moabit nach seiner Eingemeindung 1861 zum Kraftzentrum der aufstrebenden Berliner Industrie. Firmen wie Borsig, Loewe und die AEG siedelten sich hier an. Doch der Fortschritt zeigte bald seine Schattenseiten: Wo Arbeitsprozesse rationalisiert wurden, gerieten die Fabrikarbeiter* innen verstärkt unter Beobachtung. Auch in den öffentlichen Institutionen, die sich nun im Moabiter Stadtraum platzierten, griff der Staat in das Leben des einzelnen Menschen ein. Das moderne Zellen- gefängnis überwachte die Gefangenen auf Schritt und Tritt, das Barackenlazarett isolierte die Kranken, um die Industriegesellschaft vor großflächigen Seuchen zu schützen.

Stadtmodell "Moabit um 1900". Für die Ausstellung "Berlin: Von der Residenzstadt zur Industriemetropole" der Technischen Universität Berlin 1981 von Student*innen unter Anleitung von Dipl.-Ing. Torsten Mahlke gebaut, seit 2007 im Mitte Museum

Einsehen

Das Zellengefängnis Moabit wurde 1849 als ein sternförmiges Panopticon gebaut: Von der Zentralhalle ließen sich alle Gefängnisflügel überblicken. In jedem Flügel stand wiederum ein Aufseher und sah die Zellen seines Flurs ein. Auch in der Gefängniskirche oder auf den Spazierhöfen galt das Prinzip der totalen Überwachung. Der Kontakt zu anderen Häftlingen war untersagt, auf den Gängen mussten die Gefangenen Masken tragen, um unerkennbar zu bleiben. Der preußische Staat wollte Reue und innere Einkehr nicht herbeiführen, sondern mit Macht erzwingen.

Das Panopticon

Bauweise von Gefängnissen und Fabriken, welche die gleichzeitige Überwachung vieler Menschen von einem Punkt aus ermöglicht.

„Die Sichtbarkeit ist eine Falle. Jeder ist an seinem Platz sicher in einer Zelle eingesperrt, wo er dem Blick des Aufsehers ausgesetzt ist; aber die seitlichen Mauern hindern ihn daran, mit seinen Gefährten in Kontakt zu treten. Er wird gesehen, ohne selbst zu sehen.“ Michel Foucault

Plan des Zellengefängniss in Moabit, aus: Berlin und seine Bauten. Erster Theil, Hg. vom Architekten-Verein zu Berlin, Berlin 1877, S. 231

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Beobachtungsklappe einer Zellentür aus dem Untersuchungsgefängnis Moabit
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Beobachtungsklappe einer Zellentür aus dem Untersuchungsgefängnis Moabit, undatiert Übernommen von der Justizvollzugsanstalt (JVA) Moabit Es sind die Perspektiven, die das Moabiter...

Durchleuchten

Der Übergang ins 20. Jahrhundert bedeutet auch einen Wandel in der Gesundheitspolitik. In den Krankenhäusern gelten nun schärfere Hygienevorschriften. Durch Desinfektion und Sterilisation kann die Ausbreitung von Keimen verhindert werden. Das Moabiter Krankenhaus wacht streng darüber, dass infizierte Personen und Kleingruppen isoliert untergebracht sind. Natürlich steckt hinter der besonderen Obacht auch ökonomisches Kalkül: Der einzelne Mensch kann in jeder Firma ersetzt werden, eine mögliche Seuche unter den Angestellten aber würde rasch die Produktion gefährden.

„Die Kunst zu heilen, kann viele Leiden lindern, doch schöner ist die Kunst, die es versteht, die Krankheit am Entstehen schon zu hindern.“ Max von Pettenkofer, Hygieniker

Verwaltungsgebäude und Pflegehäuser des Krankenhaus Moabit, Teil der Hoffassade 1907

Herabschauen

Zu den Moabiter Mietskasernen existierte, nicht einmal einen Kilometer entfernt, ein Paralleluniversum: die prachtvollen Villen südlich des Tiergartens. Wohlhabende Bankiers, Industrielle, Wissenschaftler und Künstler*innen ließen sich hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts zwei- bis dreigeschossige Häuser bauen, die von großen Gärten umgeben wurden. Diese Repräsentationslust stand im krassen Kontrast zu der Kontrolle und Überwachung, wie sie die unteren Bevölkerungsschichten in Berlin erfuhren.

Mittelteil eines Hauses in der Lenné Straße, Farblithographien von Wilhelm Laeillot aus "Architektonisches Skizzenbuch", hg. vom Architekten-Verein zu Berlin, Verlag Ernst & Korn 

Stadt.Bild.Wort

Die Stadt Berlin ist – verglichen mit anderen Metropolen - ein noch junges Thema der Bildenden Kunst. Erst seit dem 18. Jahrhundert setzten sich Künstler*innen vermehrt mit dem Stadtraum auseinander, im 19. Jahrhundert wurde Berlin auch zum Schauplatz literarischer Werke.

Moabit und Tiergarten, Wedding und Gesundbrunnen befanden sich bis 1861 noch außerhalb der Stadtgrenze. So waren sie auch für die Künste von geringerer Bedeutung und darin weitaus weniger sichtbar als die historische Mitte Berlins. Dieser Raum präsentiert einen kleinen Ausschnitt der künstlerischen Auseinandersetzung, die im 20. und 21. Jahrhundert in Berlin-Mitte stattfand. Manches Kunstwerk ist über seinen ästhetischen Wert hinaus auch als historische Quelle gültig. Andere Bilder ‚dokumentieren’ eine Stimmung, die einst an einem bestimmten Ort einzufangen war.

Residenzstadt vs. Historische Mitte

Der Kupferstecher und Verleger Johann Daniel Schleuen war während der Regierungszeit von König Friedrich II. in den Jahren 1740 bis 1786 aktiv. Er hat zahlreiche Stadtpläne, Ereignisbilder und Stadtansichten gefertigt. Schleuen zeichnete und stach einen Bildsatz, der königliche Bauten in großformatigen Ansichten - den sogenannten ‚Prospecten’ – auf über sechzig Einzelblättern wiedergibt. Einige der Betrachterstandorte, die er dafür wählte, sind bis heute prägend für die Darstellungen des Berliner Stadtraums.

Das alte Gebiet der Residenzstadt bildet heute Berlins historisches Zentrum. Es lag nach der Teilung der Stadt bis zur Wiedervereinigung im Ostteil der Stadt. Auch wenn die DDR nur wenige Reste der historischen Bebauung erhielt, lautete doch die sozialistische Botschaft immer: Das moderne Ost-Berlin ist sich seiner historischen Identität bewusst. Künstler wie Manfred Butzmann gaben dieser offiziellen Sicht ihren eigenen Akzent: Sie kontrastierten das repräsentative Zentrum der DDR mit einem ungeschönten Alltag.

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Prospect des neuen Köngl. Prinz Heinrichs Palais zu berlin, dem Open Hause gegen über,
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Johann David Schleuen, Prospect des neuen Köngl. Prinz Heinrichs Palais zu berlin, dem Open Hause gegen über, Kupferstich auf Papier, um 1760

Prospect des Königl. Arsenals und Cron-Printz. Palais zu Berlin
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Johann David Schleuen, Prospect des Königl. Arsenals und Cron-Printz. Palais zu Berlin, Kupferstich, um 1740

Kleine Straße zum Dom
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Günter Blendinger, Kleine Straße zum Dom, 1986

Die Stadt gemalt

Wir wissen heute, wie stark vorhandene Bilder und Texte die Wahrnehmung eines Stadtraums prägen. In diesem Raum wird der Blick auf Orte gerichtet, die seit knapp drei Jahrhunderten zum Kanon der bildlichen Darstellung der Stadt Berlin gehören. Aber es sind auch Bilder von Orten darunter, mit denen sich nur Einzelne auseinandergesetzt haben.

Alle Werke sind Teil der Kunstsammlung des Mitte Museums. Sie wurden durch die früheren Kunstämter Tiergarten und Wedding oder durch das Museum erworben oder gelangten als Stiftungen an das Haus.

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Müllerstraße Ecke Seestraße
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Müllerstraße Ecke Seestraße, 1978, Peter Schunter (*1939) Die Kreuzung von See- und Müllerstraße in Berlin-Wedding ist umsäumt von Häusern aus unterschiedlichster Bauzeit. An der...

Im Bellevuepark
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Paul Ohnsorge, Im Bellevue-Park, 1950, Öl auf Leinwand Erworben durch das Kunstamt Tiergarten 1951 Ein Weg durch einen Park an einem S-Bahnsteig, rechts eine Brücke über einen Fluss,...

Haus Trinne in der Turmstraße 55 im Jahr 1879
(Mitte Museum/Bezirksamt Mitte von Berlin)

Erich Rossow, Haus Trinne in der Turmstraße 55 im Jahr 1879, 1929, Öl auf Leinwand Übernommen von der Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte des Bezirks Tiergartens e.V. (AGT) 1987 Das...

Der Bezirk in der Literatur

Die Stadt Berlin wurde im 19. Jahrhundert zum Stoff literarischer Werke. Wilhelm Raabe und Theodor Fontane prägten als vielgelesene Autoren des 19. Jahrhunderts durch ihre Romane die Vorstellung vom Leben im alten Berlin. An fünf Stationen sind hier Ausschnitte aus Berlinromanen des 20. und 21. Jahrhunderts hören. Die Autor*innen – Alfred Döblin, Alex Wedding, Emine Sevgi Özdamar, Regina Scheer und Lutz Seiler - machten Orte im Bezirk Mitte zum Schauplatz ihrer Texte: den Alexanderplatz und die Innenstadt, den Wedding der 1920er Jahre, den Grenzübergang Friedrichstraße in der geteilten Stadt oder das wiedervereinigte Berlin der frühen 1990er Jahre.

Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz. Berlin: Fischer Verlag, 1930 (1. Auflage)

Alex Wedding, Ede und Unku. Berlin: Neues Leben Verlag, 2005 (1. Auflage).

Emine Sevgi Özdamar, Seltsame Sterne starren zur Erde. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2008 (2. Auflage).

Reginar Scheer, Gott wohnt im Wedding. München: Penguin Verlag, 2019 (1. Auflage).

Impressum

Gewachsen auf Sand. Geschichte(n) mitten in Berlin

 

Kuratiert von Nathan Friedenberg, Sigrid Schulze, Felix Fuhg, und Stephan Strunz unter Mitarbeit von Daniel Heimbach, Dr. Mayako Forchert, Thomas Irmer und Stephanie Wintermann

 

Technische und gestalterische Umsetzung des virtuellen Rundgangs

Felix Fuhg

 

Idee und Gestaltung

h neun Berlin – Büro für Wissensarchitekturen Uta Bieger, Volker Böhm, Raik Evert Thilo Albers, Jan Böttcher, Golnar Mehboubi Nejati

 

Ausstellungsbau       Riepe Ausstellungsbau, Bernau

Grafikproduktion     Radebeuler Machwerk e.K.

Medientechnik         graphscape, Berlin

Malerarbeiten           Malereibetrieb Palette, Berlin

Modellbau                 Unikat Hentrich, Weimar

Objekteinrichtung   Nils Völker, Berlin

Objektfotografie      Malte Nies, Berlin

Sound                        Paule Harzer, Berlin

MediaGuide             Thomas Heilmann, München

 

Restaurierungen

Daniela Baumberg, Gina Gurgul, Bernd-Uwe Hellbing, Katharina de Keijzer, Natalie Kesik, Mirah von Wicht und Beatrix ZimmerDigitalisierungen faktura gGmbH, Berlin

 

Leihgaben

Weddinger Heimatverein e.V., Medizinhistorisches Museum der Charité

 

Mit Dank an Dr. Robert Habel, Margrit Pawlow, Julia Pomeranzewa, Salwa Houmsi, Ekkehard von Schwichow, Wasim Taha, Ina Wudtke sowie an dasDeutsches-Muslimisches Zentrum, die Neue Nachbarschaft / Moabit e.V. und Güldeniz Torun, Querststadtein e.V., Red Bull GmbH, Taurecon Real Estate Consulting GmbH und die Weihe GmbH Das Mitte Museum ist eine Einrichtung des Fachbereichs Kunst, Kultur und Geschichte im Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamts Mitte von Berlin Fachbereichsleitung: Dr. Ute Müller-Tischler Sachgebietsleitung Erinnerungskultur und Geschichte/Museumsleitung: Nathan Friedenberg Die Ausstellung wurde im Mai 2021 eröffnet.