175 Jahre Branitz – Ein Park, zwei Perspektiven: Eine Ausstellung zu den frühesten Aufnahmen von Park und Schloss Branitz

Studien aus den Parkanlagen seiner Durchlaucht des Fürsten von Pückler-Muskau nach der Natur

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Die Ausstellung

Anlässlich des 175. Jubiläums des Branitzer Parks zeigt die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz die frühesten Fotografien des Branitzer Parks. Dessen Schöpfer, Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), ließ einige der schönsten Partien aufnehmen. Die zwölf Fotografien sind Teil eines Albums, das den Titel „Studien aus den Parkanlagen seiner Durchlaucht des Fürsten von Pückler-Muskau nach der Natur photographisch aufgenommen von C. Wieland“ trägt . Sie entstanden 1869 und damit kurz vor dem Tod des Fürsten am 4. Februar 1871. Es sind die einzigen Aufnahmen, die aus seiner Lebenszeit überliefert sind. Derartige Fotografien sind heute nicht nur begehrte Sammlerobjekte. Sie besitzen auch als authentische Zeitzeugnisse für die Erforschung und Bewahrung der Parkanlage einen besonderen Stellenwert. Denn während historische Gemälde und Grafiken des Parks von dem individuellen Eindruck des Künstlers oder der Künstlerin geprägt sind, geben die Fotografien einen unmittelbareren Eindruck der ursprünglichen Bebauung und der Bewuchssituation wider. Die Fotografien gehören zum Sammlungsbestand des Fürst-Pückler-Museums und werden in dieser digitalen Ausstellung von Aufnahmen aus dem Jubiläumsjahr 2021 begleitet.

„Die Pflanzungen gedeihen bei der äußerst günstigen Witterung, bis jetzt über alle Erwartung, sowohl im Garten, als im Walde. Von den großen Bäumen sind bis jetzt alle schon voll Blätter. Es scheint, daß die Natur mir gewogen bleibt, wie ehemals, und der Sand mir voll Dankbarkeit entgegenkommt, um seinerseits zu thun, was er kann.“

Fürst Hermann von Pückler-Muskau (Brief vom 15.05.1847)

Der Fürst

Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) war ein Aristokrat, passionierter Weltreisender und Reiseschriftsteller von internationaler Bekanntheit. Vor allem aber war er ein genialer Gartenkünstler. Seine nach englischen Vorbildern angelegten Landschaftsparks in Bad Muskau, Babelsberg und Branitz zählen zu den Höhepunkten europäischer Landschaftsgestaltung des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1846, Pückler war 61 Jahre alt, begann er in Branitz auf dem geerbten Familiengut mit dem Ausbau und der Erweiterung eines kleinen, älteren Barockgartens hin zu einem fantastischen Gartenreich, das von Hügelgruppen gegliedert, von glitzernden Wasserläufen durchzogen, von Wiesen, Sträuchern und Baumgruppen bedeckt und von perspektivenreichen Wegen erschlossen wird. Wie allen technischen Neuerungen war der Fürst auch der Fotografie gegenüber aufgeschlossen und ließ sich mehrfach porträtieren.

Carl von Wieland fotografierte den Fürsten in seinem Cottbuser Atelier mit orientalischer Kopfbedeckung und Kleidung, so wie Pückler tatsächlich in Branitz auch Besucher empfing. Im August 1869 verzeichnet das Branitzer Rechnungsbuch die Ausgabe von 15 Reichstalern an den Fotografen Wieland „für diverse Aufnahmen“. Pückler hatte zuvor auch schon andere Fotografen beauftragt. So wurde im Dezember 1860 ein Fotograf Wilde aus Frankfurt/Oder für elf Aufnahmen von Branitz honoriert. Deren Verbleib ist heute leider unbekannt.

Das Album

Lilafarbener Samt mit Goldprägung kennzeichnet den prächtigen Einband des Albums, das die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz 2002 erwerben konnte. Es enthält zwölf kartonierte Albuminabzüge, die jeweils mit schmaler Goldleiste eingefasst und mit Bleistift bezeichnet wurden: (1) Eingang zum Park, (2) Der Kiosk, (3) Das Große Gewächshaus, (4) Das Schwanenhäuschen, (5) Der Schilfsee, (6)  Hauptfront des Schlosses (Morgenseite), (7) Das Schloss von der Abendseite, (8) Das Cavalier-Haus, (9) Die Veranda, (10) Die Pyramide, (11) Die Schmiede, (12) Der Tumulus.

Albuminabzüge waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts das meist verbreitete fotografische Positivverfahren. Sehr dünnes Papier wurde beschichtet mit Albumin (Eiweiß), das eine Kochsalzlösung enthielt. Wurde dieses Papier in eine Silbernitratlösung getaucht, entstand im Albumin Silberchlorid, eine lichtempfindliche Schicht. Das Negativ lag direkt auf dem Fotopapier und wurde im Sonnenlicht entwickelt bis sich ein Silberbild aufgebaut hat.

Die Qualität der Aufnahmen ist sehr unterschiedlich, bedingt durch die technische Unvollkommenheit und die langen Belichtungszeiten. Während einige Fotos erstaunliche, meist bauliche Details zeigen, wie etwa die Schornsteinausbildung des Schlosses, sind einige Landschaftsaufnahmen relativ unscharf, fehlbelichtet und retuschiert. So ist es zum Beispiel kaum möglich, die Baumarten zu bestimmen.

Fürstlicher Parkplan

Der Fotograf

Carl von Wieland (1801–1874), geboren in Danzig und aufgewachsen in Ostritz (Oberlausitz), studierte zunächst Malerei in Dresden und ab 1838 in Wien. Zwischen Januar 1869 und Juni 1870 ist er insgesamt neun Mal als Gast in den Tafelbüchern des Schlosses verzeichnet. Fürst Pückler unterstützte ihn auch mit einer Empfehlung bei Prinz Friedrich Carl von Preußen (1828–1885), dem er in einem undatierten Brief dessen Biografie knapp vorstellte: „Im Jahr 1848 hat er sich dann auch der Photographie-Kunst gewidmet, und dieselbe von 1850 bis 1866 in Hamburg ausgeübt. Von dort zog er dann nach Cottbus, kaufte sich hier an, und lebt seitdem als vielbeschäftigter Photograph und durchaus geachteter, friedlicher und gutgesinnter Bürger in Cottbus. Seine politische Gesinnung ist allem aufrührerischen demokratischen Treiben fern, und mit echtem Patriotismus seinem königl. Herrscherhause ergeben. Die schließlich beigelegten Zeugnisse sprechen vorteilhaft für den Charakter des Herrn Wieland, so daß nach allem Vorliegenden die gnädige Verleihung des Prädikats ‚Hof Photograph‘ von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl, an keinen Unwürdigen verwendet wird.“ Der Prinz kam der Bitte nach, Wieland wurde sein Hoffotograf. Bei der Übersendung des Patents am 24. Januar 1870 betonte er allerdings Fürst Pückler gegenüber, dass das „lediglich in Folge Eurer Durchlaucht Verwendung geschehen ist, da, nach früher bereits eingezogener amtlicher Auskunft die Verhältnisse des v. Wieland nicht so liegen, daß unter anderen Umständen eine Verleihung des Hofprädikates gerechtfertigt gewesen wäre!“

 

1 | „Eingang zum Park“

Das Cottbuser Torhaus bildet den Parkeingang für die aus Cottbus kommenden Besucher und liegt an der Grenze zwischen Innen- und Außenpark. Es wurde 1848/49 im klassizistischen Stil errichtet und diente als Wohnhaus des Torwächters, der gleichzeitig auch Fasanenwärter war. Bis in die 1850er-Jahre wurde das Umfeld des Torhauses zur Zucht von Fasanen genutzt. Auf der historischen Fotografie sind drei Personen vor dem Tor am Cottbuser Torhaus zu erkennen. Bei der Person, die das Gewehr schultert, handelt es sich wahrscheinlich um Richard Eggert, der seit 1848 als Jäger und ab 1867 als Oberförster im Dienste des Fürsten stand. Der Eintritt zum Park war seit seiner Entstehung immer kostenfrei. Aber jeder Besucher sollte – zumindest in den Anfangsjahren – eine „Erlaubnißkarte“, das heißt eine Einlasskarte, die vom Torwächter bezogen werden konnte, haben.

Verordnung der Fürstlichen Polizeiverwaltung, aus: Cottbuser Anzeiger, 14. Juli 1848

2 | „Der Kiosk“

Nähert man sich Schloss Branitz vom Hauptpark aus, führt der Weg entlang an einer rosenumrangten Laube, auch Kiosk genannt, mit der vergoldeten Porträtbüste der Opernsängerin Henriette Sontag (1803–1854) im Zentrum, von wo ihr Blick würdevoll mit leicht gesenktem Haupt auf die Abendseite des Schlosses gerichtet ist. Die prominente Platzierung der Büste im direkten Umfeld des Schlosses 1861 und damit im unmittelbaren Blickfeld des Hausherrn ist mit der innigen Zuneigung des Fürsten zur Dargestellten zu erklären, mit der er 1828 in London eine Affäre hatte und die er sehr verehrte. Umrahmt ist die Büste von Gartensitzen aus Keramik, die damals in vielen Parkanlagen aufgestellt waren. Im Hintergrund ist ein schmiedeeiserner Zaun zu erkennen, der den Pleasureground vom Innenpark trennte. Rechts und links des Eingangs stehen zwei hohe, mit Glaskugeln verzierte Blumenstäbe. Die Rosenlaube hat den Krieg nur in Fragmenten überdauert und wurde in den 1980er-Jahren rekonstruiert.

3 | „Das große Gewächshaus“

Die Orangerie, auch Oberhaus genannt, wurde 1848 errichtet. Sie steht am Eingang zur Schlossgärtnerei, in der sich verschiedene Gärten, ein Frühbeethof, Anzuchtflächen für Blumen und Stauden sowie eine Baumschule und später die Baumuniversität befanden. Die historische Aufnahme gibt Aufschlüsse über bauliche Details, die durch spätere Überformungen verlorengegangen sind. Die Gliederung der Glasfassade ist gut erkennbar. Die Eingangstür in der Mitte betont eine Giebelverzierung. Der später zwischen den Zinkgusslöwen der Berliner Firma Devaranne (1850) aufgestellte Kandelaber fehlt noch. Die Mauern der Terrasse und der Rampe sind mit Efeu berankt. Noch heute dient das Haus zur Überwinterung der Orangenbäumchen und anderer exotischer Kübelpflanzen, die in den Sommermonaten die Schlossterrasse schmücken.

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The Great Exhibition: Octagonal Room
(Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz)

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4 | „Das Schwanenhäuschen“

Das Häuschen steht seit 1850 auf der Fuchsinsel im Schwarzen See. Das zweigeschossige „Wohnhaus“ im Kleinformat mit flachem Zeltdach im Stil der Alpen-Architektur sollte Schwänen als Unterschlupf dienen, war aber wohl auch damals schon zu klein dafür. Stattdessen wird es bis heute vor allem von Enten und Tauben genutzt. Die Idee zu dem Häuschen hatte Fürstin Lucie (1776–1854). Die Umsetzung ging schließlich auf ein Modell zurück, dass Pückler aus Salzburg mitbrachte und in Branitz nachbauen ließ. Schwanenhäuser gehörten im 18. und 19. Jahrhundert zur typischen Ausstattung von Schlossgärten. Auf der Aufnahme ist die filigrane Fassadengestaltung des Schweizerhäuschens  zu erkennen. Die Pyramidenpappel im Hintergrund zeigt, dass der Standort in der Nähe der Blauen Brücke bis heute unverändert ist.

5 | „Der Schilfsee“

Diese Aufnahme betitelte der Fotograf fälschlicherweise als "Schilfsee". Es handelt sich jedoch um die Partie nördlich des Schlosses mit Blick auf den Schlosssee. Im Vordergrund ist eine Strauchpflanzung (vermutlich Pfingstrosen) in unmittelbarer Ufernähe zu erkennen. Die blühenden Kastanien rechts im Bild sind ein Hinweis darauf, dass die Aufnahmen im Mai/Juni 1869 entstanden sind. Auf einer Insel im See ist die Figur der „Venus Capua“ zu sehen. Die Vorlage für die Skulptur stammt von einer römisch-antiken Marmorskulptur, die um 1750 im Amphitheater in Capua bei Neapel gefunden wurde. Karl Friedrich Schinkel empfahl dem Fürsten in den späten 1830er-Jahren den Kauf eines entsprechenden Nachgusses bei dem Zink- und Eisengussfabrikanten Moritz Geiß. Pückler folgte der Empfehlung seines „Lieblingsarchitekten“ und erwarb die Skulptur bereits für den Muskauer Park. Im Hintergrund zeichnet sich eine Brücke ab, die durch die Umgestaltung des Pleasuregrounds unter dem Erben des Fürsten, Graf Heinrich von Pückler, verloren gegangen ist. Links der Brücke, von Schilf- und Buschwerk verdeckt, ist eine Sitzgruppe zu erkennen.

6 | „Hauptfront des Schlosses (Morgenseite)“

Die historische Aufnahme zeigt die nach Osten gelegene Eingangsseite des Schlosses. Eindrucksvoll ziehen sich Pflanzen zwischen den Fenstern an der Fassade bis zu den oberen Kanten des Erdgeschosses. Die Fenster des Souterrains sind fast vollständig mit Kübel- und Topfpflanzen verdeckt. Wie auf der Westseite sind über einigen Fenstern Markisen angebracht. Die Verwendung dieser Korbmarkisen für das Türkische Zimmer, für die Gäste-Apartments im Obergeschoss und für die Salons im Erdgeschoss verweist auch darauf, dass es sich um besonders wichtige und kostbar ausgestattete Räume handelte, die vor dem einfallenden Sonnenlicht geschützt werden mussten. Neben den heute noch vorhandenen Gartenausstattungen wie Vasen und Kandelabern auf der Schlossterrasse sind zwei Blumenständer nach einem Entwurf von Schinkel zu erkennen. Die Terrassenmauer ist mit einem Rosenspalier versehen. Die davor befindlichen Rabatten sind von niedrigen Buchshecken eingefasst.

7 | „Das Schloss von der Abendseite“

Auf der Aufnahme von der Westseite des Schlosses ist unterhalb der Haupttreppe eine Beetfläche an der Stelle zu sehen, wo sich ehemals das sogenannte Kronenbeet befand. Diese Bezeichnung rührt von der ornamentalen Form des Beetes her, das Pücklers Initialen mit der Fürstenkrone darüber darstellte. Inmitten dieses Beetes hatte Pückler zu Lebzeiten der Fürstin Lucie (1776-1854) ein eisernes „S“ (für Schnucke, dem Kosenamen seiner Partnerin) als Rankgerüst für einen Rosenstrauch aufstellen lassen. Am Uferrand sind Gruppen mit großblättrigen Pflanzen und ein architektonisch gefasster Kanalausgang zu sehen. Neben den beiden freistehenden sogenannten Solitärbäumen südwestlich vor der Terrasse liegt ein Beet mit Hochstammrosen, das bereits auf frühen Darstellungen zu sehen und aus den Archivalien bekannt ist. Das Foto ermöglichte eine genauere Standortbestimmung für die Wiederherstellung des Beetes.

Zitat

„Das Wort pleasureground ist schwer genügend im Deutschen wieder zu geben, und ich halte es daher für besser den englischen Ausdruck beizubehalten. Dieser bedeutet ein an das Haus stossendes, geschmücktes und eingezäuntes Terrain, von weit grösserem Umfang als Garten zu haben pflegen, gewissermassen ein Mittelding, ein Verbindungsglied zwischen dem Park und den eigentlichen Gärten.“

Pückler-Muskau, Hermann von: Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, Textband.
– Stuttgart 1834 (Nachdruck 1986), S. 46-57, Erklärung Pleasureground, S. 47.

8 | „Das Cavalier-Haus“

Im Zeitraum von 1856 bis 1858 ließ Fürst Pückler die aus der Barockzeit stammenden und den ehemaligen Schlosshof flankierenden eingeschossigen Wirtschaftsgebäude zum Marstall und zum Kavalierhaus im Stil der englischen Neogotik umbauen. Zu Lebzeiten des Fürsten wohnten hier seine Gäste und Bediensteten, darunter auch sein Geheimsekretär Wilhelm Heinrich Masser, genannt Billy. Neben den zwei Frauen in Spreewald-Tracht links des Eingangs zeigt das historische Foto einige weitere interessante Details: das neogotische Fenster über der Tür ist mit einer rautenförmigen Bleiverglasung versehen. Die Pflanzungen dicht am Haus und die den Weg begleitenden Hecken zeigen die ursprünglich viel reichere Vegetation im Park und das fürstliche Prinzip der „Abpflanzung“ von Nebengebäuden, die immer nur in Ausschnitten erkennbar sein sollten.

9 | „Die Veranda“

Vor der Ostseite seines Schlosses ließ Fürst Pückler 1847/48 zwischen dem Marstall und dem Kavalierhaus die sogenannte Italienische Mauer errichten, um den dahinterliegenden Wirtschaftsbereich abzugrenzen. Eine mit Weinreben berankte Pergola ergänzte die Mauer. Der Pergolagarten dazwischen bildete den intimen Bereich vor dem Haupteingang. Zu Lebzeiten des Fürsten Pückler wurde er auch mit "Veranda" bezeichnet. Dieser Teil des Pleasuregrounds war durch einen kleinen Zaun abgetrennt und nicht für die Allgemeinheit zugänglich. Zentrales Element des Pergolagartens war das Venusbeet, das auf dem historischen Foto gut zu erkennen ist. Es war das schönste Beet im Pleasureground. Die Darstellung der Venus-Italica auf der Rasenfläche vor der Schlosstreppe geht auf einen Entwurf des italienischen Bildhauers Antonio Canova zurück, welchen Pückler 1809 bei seiner Jugendwanderung im Atelier in Rom besucht hat. Der Vorschlag für die Aufstellung der 1850 bei der Berliner Firma Devaranne gekauften Plastik vor dem Schloss von Blumen eingefasst und auf erhobenem Postament kam jedoch von der Fürstin Lucie. Das ovale Beet mit der Venus-Plastik in der Mitte war eingefasst von zwei verschiedenen Figurengruppen aus Zinkguss, die 2021 rekonstruiert werden.

10 | „Die Pyramide“

Nach dem Tumulus (1856–1859), der Pyramide im Wasser, ließ der Fürst 1862/63 die Stufenpyramide "nach dem Muster derer in Meroë" errichten. Das aus dem Aushub des Tumulussees errichtete Bauwerk erhebt sich auf einem Erdhügel, wodurch vermutlich nach einer Idee des Gartenarchitekten Gustav Meyer der Eindruck eines schon halb vom Wüstensand verwehten Monumentes erzeugt werden sollte. Von gartendenkmalpflegerischem Interesse sind die auf dem Foto sichtbaren Gehölzpflanzungen, die heute teilweise verloren sind. Die Fahne samt Fahnenmast retuschierte der Fotograf nachträglich in das Bild. Die Spitze ziert ein Gitter mit dem bei Jean Paul entlehnten Spruch: "Gräber sind die Bergspitzen einer fernen neuen Welt".

11 | „Die Schmiede“

Die Parkschmiede wurde 1849/50 errichtet. Sie war das östliche Torhaus zum Branitzer Park. Fürst Pückler bezeichnete sie als ein Gebäude "gemischten oder doch vorherrschend gothischen Styls." Vermutlich dienten ältere Entwürfe des Architekten Ludwig Persius, die für Muskauer Wirtschaftsgebäude entstanden waren, als Vorlage. Zudem ließ sich der Fürst von Architekturentwürfen aus englischen Publikationen inspirieren. Der auch beim Schloss Babelsberg tätige Architekt Johann Heinrich Strack zeichnete 1849 Entwürfe für die Türme der Schmiede, der Architekt Eduard Titz bestimmte die Farbfassung. In der Formensprache erinnert der Bau an das Kleine Schloss im königlichen Park Babelsberg, den Fürst Pückler ab 1843 gestaltete.

12 | „Der Tumulus“

Die letzte Aufnahme des Albums zeigt die Seepyramide. Bereits 1850 hatte Pückler die Idee, für die Fürstin und sich selbst einen Begräbnistumulus zu errichten, „am Ende des nach Cottbus zu vergrößernden Parkes, mitten in einen See, und in voller Aussicht von den Schloßzimmern“, wie er ihr beschrieb. Erst im April 1856 – die Fürstin war bereits zwei Jahre Tod und im Vorpark bestattet – begann jedoch der Bau der Pyramide. Mitte Juli war die Erdaufschüttung abgeschlossen. Knapp über dem Wasserspiegel befand sich ein Schacht, der nach dem Tod des Fürsten seine Urne aufnahm. 1859 erfolgte die Bepflanzung mit wildem Wein. Die Arbeiten am Tumulussee zogen sich bis 1863 hin. Das historische Foto lässt erkennen, dass zum Zeitpunkt der Aufnahme Arbeiten in der Nähe der hölzernen „Pyramidenbrücke“ zur Ausformung des Uferbereiches vorgenommen wurden, denn eine Reihe von Absteckpfählen ist sichtbar. An der nördlichen Horizontlinie ist der heutige Gehölzriegel noch offen und der Blick geht frei in den Vorpark, wo einzelne Großbäume erkennbar sind. Im Jahr 2015 wurde der Tumulus restauriert.

„Was daraus wird nach unserem Tode, ist ja die vollkommenste Nebensache. Nichts ist ewig, aber ewig Schaffen ist göttlich, ob für uns oder andere, ist gleichgültig, und wer nur für sich wirken will, wirkt gar nichts. Also ehre den Künstler, er ist das Beste an mir, [...].“

Hermann von Pückler-Muskau in einem Brief an Fürstin Lucie, 1. Juli 1847

Impressum

Eine Ausstellung der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM)

Robinienweg 5, 03042 Cottbus
info@pueckler-museum.de
+49 (0) 355 7515-0

Die Ausstellung wurde mit dem Modul md/story erstellt und auf der Plattform museum-digital.de präsentiert.

Realisierung: Luzie Doering
Konzeption und Texte: Luzie Doering, Dr. Christian Katschmanowski, Dr. Simone Neuhäuser, Gina Schultz
Übersetzung: Denise Dewey-Muno

Urheber- und Nutzungsrechte: © SFPM